Sanders-Rückzug offen

Nach Biden-Triumph: „Vorwahlen sind gelaufen“

Ausland
18.03.2020 09:53

Der US-Politikexperte Patrick Schoettmer sieht das Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur nach dem neuerlichen klaren Sieg von Ex-Vizepräsident Joe Biden als entschieden an. „Ich glaube, die Vorwahlen sind damit gelaufen“, sagte er. Er verwies diesbezüglich auch auf die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie.

„Biden hat einen entscheidenden Vorsprung und die Wähler schenken dem Wahlprozess keine Aufmerksamkeit mehr“, sagte der Experte der Universität Seattle. „Insbesondere für Bernie Sanders wird es damit härter, sich bei Wählern Gehör zu verschaffen, die möglicherweise mit ihren persönlichen Herausforderungen um Covid-19 konfrontiert sind.“

„Das ist keine normale Wahl“
Bereits vor dem dritten Super Tuesday waren Stimmen zu hören gewesen, die Senator Bernie Sanders den Rückzug nahegelegt hatten. Wird sich Sanders nach dem enttäuschenden Wahltag zurückziehen? „Schwer zu sagen“, so Schoettmer. „Wenn es eine normale Wahl wäre, dann wäre Sanders sicher noch bis (zur Vorwahl im Bundesstaat, Anm.) New York im Rennen.“ Die Vorwahl in dem Ostküsten-Bundesstaat ist derzeit für den 28. April anberaumt. „Aber das ist keine normale Wahl.“

Tatsächlich hält die Coronakrise den Vorwahlkampf der Demokraten in Atem. Die Pandemie hatte in den USA in den vergangenen Tagen zu weitreichenden Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens geführt, aber auch den Wahlkampf entscheidend verändert. In mehreren Staaten wurden die Primaries verschoben, die Kandidaten sagten Wahlkampfauftritte ab. Mehrere Bundesstaaten hatten zudem infolge der Covid-19-Pandemie ursprünglich geplante Vorwahlen verschoben.

In Florida, Arizona und Illinois einigten sich die demokratischen Wähler aber klar auf Biden als Herausforderer für US-Präsident Donald Trump im November. Dabei hätte Linksaußen-Kandidat Sanders dem führenden Ex-Vizepräsidenten Delegiertenstimmen wegschnappen müssen, um noch Chancen auf die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten zu haben. Ebenfalls am Wahlzettel, jedoch ohne realistische Chance befand sich die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard.

Angst vor Folgen der Corona-Krise
Der Umgang mit der Corona-Krise - Trump hatte erst kürzlich Einreisen aus Europa verboten - wird nebst dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump auch die Demokraten und deren Präsidentschaftskandidaten beschäftigen. Zuletzt wurde auch in den USA vermehrt die Angst vor hoher Arbeitslosigkeit und einem massiven wirtschaftlichen Einbruch infolge der Krise laut.

Politisches Neuland
Zuletzt wurden von der US-Regierung auch finanzielle Direktzuwendungen an US-Bürger in Anlehnung an ein Grundeinkommen ins Spiel gebracht. Das ist politisches Neuland und wird insbesondere einen Schulterschluss von Demokraten und Republikanern notwendig machen. Beide US-Parteien müssten sich dabei vorerst auf ein konkretes Maßnahmenpaket einigen. „Sofern die Maßnahme Anklang findet, ist auch die Frage offen, welche der beiden Großparteien dafür von den Wählern belohnt wird“, meint Schoettmer.

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