02.03.2020 06:00 |

Coronavirus

Filzmaier analysiert: Kommunikation und Krise

Weil es (noch) keine Medikamente oder Impfung gegen das Coronavirus gibt und die Ansteckungsgefahr hoch ist, kommt der Krisenkommunikation besondere Bedeutung zu. Hauptverantwortlich dafür sind unsere Politiker. Wie gut oder schlecht machen diese das bisher?

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1) Die häufigsten Fehlerquellen seitens der Bundes- oder einer Landesregierung wären keine oder verspätete Informationen, unregelmäßige Medienarbeit, Arroganz gegenüber Ängsten und Sorgen, Kompetenzmangel oder gar Vertuschung, Verheimlichung und Lügen. All das würde zu einem Vertrauensverlust führen und im Extremfall Panik auslösen.

2) Seit den ersten Krankheitsfällen ist nichts davon passiert, und das ist gut so. Wir werden über konkrete Fakten informiert. Das gilt auch für Zwischenschritte und sogar Unzulänglichkeiten - bei einem Patienten in Wien entdeckte man die Infektion erst nach zehn Tagen im Krankenhaus - werden transparent gemacht. Echte Falschmeldungen gab es keine.

3) Kritiker von Kanzler Sebastian Kurz bemerken - nicht ganz zu Unrecht -, dass er und seine Regierungsmannschaft ein bisschen zu sehr im Wahlkampfstil auf inszenierte Bilder von ihm als Krisenmanager oder uniformierten Polizisten als Sicherheit vortäuschende Handlung setzen. Wer jedoch überbordende Dramatisierung vorwirft, verkennt das inhaltliche Bemühen. Infektiologen, Virologen & Co. als einzige Experten über Risiken und Gefahren werden unzweifelhaft angehört, bevor Politiker etwas sagen.

4) Fast alle Medien geben den Medizinern auch ausreichend Raum. Dem ist zu verdanken, dass allzu üble Gerüchte und wüste Spekulationen über die Virusgefahr sich auf das Internet beschränken. Treten diese systematisch auf, ist daran nicht die Regierung schuld, sondern zwei widerliche Gruppen: miese Geschäftemacher, die Leuten mit Virusangst irgendeinen Unsinn verkaufen wollen, oder politische Radikalinskis, die einfach Unruhe stiften wollen.

5) Ein Problem freilich können Regierungspolitiker nicht verbergen: ihren und unser aller Wissensmangel über das neue Virus. Wie viele Menschen sich bei einer Ausbreitung in welcher Zeit mit wie schwerwiegenden Folgen anstecken werden, das weiß keiner. Auch kein Wissenschafter. Also sprechen Politiker im Zweifelsfall lieber von einer Eindämmung, obwohl das leider vielleicht kaum mehr möglich ist.

6) Doch wir brauchen keine Minister, die nun als Möchtegern-Spezialisten auftreten. Sondern Generalisten, die ruhig Gegenmaßnahmen organisieren und unaufgeregt darüber reden können. Das klappt bisher. Zu loben ist genauso die Opposition, die - so die Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, als Ärztin und Virenforscherin eine echte Auskennerin - sehr sachlich Kritik mit Verbesserungsvorschlägen einbrachte.

7) Gesundheitsminister Rudolf Anschober ist von den Grünen als Konkurrenzpartei, bedankte sich aber trotzdem voller Wertschätzung und hat manches aufgegriffen. So kann Politik gehen. Der Haken dabei: Die bisher recht gute Bewertung der Krisenkommunikation kann sich Tag für Tag ändern.

Peter Filzmaier, Kronen Zeitung

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