Ermittlungen laufen

NS-Liederbuch: „Krone“ enthüllt weitere Strophen

Steiermark
01.11.2019 06:00

Der „Krone“-Bericht über ein NS-Liederbuch bringt die FPÖ schwer in Bedrängnis. Trotz herber Kritik und zahlreicher Rücktrittsaufforderungen stellt sich die Partei hinter ihren steirischen Abgeordneten Wolfgang Zanger, der ein solches Buch besitzt. Auch der Verfassungsschutz des Landes Steiermark ermittelt nun in der Causa. Indes veröffentlicht die „Krone“ weitere Liedstrophen.

Eine Burschenschaft, ein Liederbuch mit antisemitischen, NS-verherrlichenden und rassistischen Texten und ein FPÖ-Politiker, der in die Sache verwickelt ist - das sind die Zutaten für die Liederbuch-Affäre, die die „Krone“ aufdeckte. Auch der Verfassungsschutz des Landes Steiermark ermittelt nun in der Causa. Es geht um das Buch „Liederliche Lieder“ aus dem Jahr 2005, das die schlagende Schülerverbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld von der Grazer Burschenschaft Cheruskia zum 125-Jahre-Jubiläum bekommen hat.

Antisemitische, NS-verherrlichende und rassistische Passagen
Wie berichtet, liegt der „Krone“ ein Exemplar des Liederbuches vor - und keines der insgesamt 114 Lieder ist als Parodie, Satire oder dergleichen gekennzeichnet. Auch handelt es sich bei den bereits bekannten nicht um die einzigen antisemitischen, NS-verherrlichenden und rassistischen Passagen in dem Buch.

Das stellen auch jene vier Liedstrophen unter Beweis, die bislang noch nicht veröffentlicht worden sind:

Mitglied der Verbindung, die das Buch bekommen hat, ist auch der steirische Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger von der FPÖ. Zur „Krone“ sagt er, dass es etwa „50 bis 70 Stück“ vom Buch gibt - eines davon besitzt er. Anfangs wollte er sich nicht distanzieren, nach herber Kritik meinte er dann doch, dass er „jede Form des Rassismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus entschieden“ ablehne.

Appelle, dass Parteichef Hofer handeln soll
Und wie reagiert die FPÖ? Die verurteilt zwar die bekannt gewordenen Passagen, betont aber, dass die Sache nichts mit der FPÖ zu tun habe, und stellt sich hinter Wolfgang Zanger. Die FPÖ Steiermark - die in gut drei Wochen eine Wahl zu schlagen hat - distanzierte sich lediglich von dem Buch, nicht aber von ihrem Landsmann. Vor allem aber stellt die Angelegenheit die Bundes-FPÖ vor ein Problem. Denn genau für solche Fälle hatte sich der neue Parteichef Norbert Hofer im September ein Durchgriffsrecht geben lassen - ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS fordern nun, dass er von diesem auch Gebrauch macht. Bislang meldete sich Hofer nicht einmal zu Wort.

FPÖ-Mann Mölzer sieht keinen SkandaI
Seitens der Bundes-FPÖ sprang statt ihm Generalsekretär Harald Vilimsky für Zanger in die Bresche. Er sieht in der Liederbuch-Affäre eine „durchsichtige Schmutzkübel-Kampagne“ gegen die FPÖ. Keinen Skandal sieht der Ex-FPÖ-Abgeordnete Andreas Mölzer, der auch Mitglied der Schülerverbindung ist, das Buch aber nicht kenne, wie er sagt. Er nannte die Texte keine „Verherrlichung“ von NS-Gedankengut, sondern eine „Sammlung von Spott, Schmäh- und Trinkliedern verschiedensten Inhalts“.

Sandra Schieder, Kronen Zeitung

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