Fall Julia Kührer

Verhaftetes Trio steht unter Mordverdacht

Österreich
10.05.2010 21:38
Dramatische Wendung bei Österreichs größtem Vermisstenrätsel seit dem "Fall Kampusch": 1.414 Tage nach dem spurlosen Verschwinden der Schülerin Julia Kührer aus ihrem Heimatort Pulkau (NÖ) hat der Staatsanwalt nun einen Mordverdacht! Wie von krone.at berichtet, wurden Montag früh zwei Männer und eine Frau aus der Suchtgiftszene verhaftet. Ermittler vermuten, dass die Verdächtigen ein dunkles Geheimnis verbindet: Vor knapp vier Jahren sollen die damals Jugendlichen der 16-Jährigen eine Überdosis Drogen gegeben haben. In Panik sollen sie dann das tote Mädchen versteckt - und bis heute geschwiegen haben.

"Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen": In Anlehnung an die erfolgreiche amerikanische TV-Serie arbeitet ein neu gegründetes Team des Bundeskriminalamtes an dem größten Kriminalrätsel Österreichs seit Natascha Kampusch: dem "Fall Kührer".

Tatsächlich ist das Verschwinden der damals 16-jährigen Julia Kührer bis heute ein Rätsel. Doch blenden wir zum 27. Juni 2006 zurück: Nach dem Aussteigen aus dem Bus um 13.30 Uhr auf dem Heimweg von der Schule verlor sich mitten am helllichten Tag die Spur des hübschen Mädchens in ihrem Heimatort Pulkau im niederösterreichischen Weinviertel. Nur etwa 200 Meter von ihrem Elternhaus entfernt.

Seit diesem Mittwochmittag vor bald vier Jahren hat sich das Leben von Mutter Brigitte und Vater Anton Kührer schlagartig geändert. Das Lehrerehepaar hofft jeden Tag, dass sich die Tür öffnet und Julia endlich zurückkommt. Dafür ließen die Eltern das Kinderzimmer ihres heute 19 Jahre alten Mädchens bis heute unverändert...

Neue Hinweise aufgetaucht
Vor knapp einem Monat hat die Polizei die Ermittlungen in der Suche nach dem Mädchen intensiviert. Denn es hatte sich herausgestellt, dass die damals 16-Jährige nicht, wie lange angenommen, vor ihrem Verschwinden aus dem Schulbus ausgestiegen war und dann nach Hause gehen wollte. Sie ist laut einem Zeugen zu einem späteren Zeitpunkt am Hauptplatz in Pulkau vis-a-vis der Post mit drei Jugendlichen gesehen worden, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren. Der Zeuge sei "absolut glaubwürdig", so Helmut Greiner, Sprecher des Bundeskriminalamtes.

Vor etwa zwei Wochen nahmen dann rund 50 Jugendliche aus Pulkau an einem Infoabend teil. Auch der Bürgermeister Manfred Marihart erhoffte sich dabei neue Hinweise zum Schicksal der jungen Frau: Die Jugend hätte sich "persönlich sehr interessiert an dem Fall" gezeigt, aber auch die Frage aufgeworfen, "warum erst nach dreieinhalb Jahren" wieder so intensiv ermittelt werde, berichtete er. Offenbar gab es dabei mehrere brauchbare Hinweise...

Polizei hat Verdacht: Wurde Julia durch Überdosis getötet?
Jetzt ging alles Schlag auf Schlag: Am Montag klickten für zwei Männer und eine Frau aus dem Suchtgiftmilieu die Handschellen. Um 6 Uhr früh stürmten etwa 50 Cobra-Beamte im Waldviertel eine Wohnung und nicht weit davon ein altes Stockhaus inmitten einer 300-Seelen-Ortschaft. Nur etwa 30 Kilometer von Julias Elternhaus und nur wenige Autominuten von ihrem Gymnasium entfernt.

Bei dem jungen Trio handelt es sich um ein Geschwisterpaar und den früheren Freund der Frau. Es sind dies offenbar jene drei damals Jugendlichen, die laut dem neuen Zeugen als Letzte mit Julia Kührer gesehen worden waren, aber sich trotz unzähliger Aufrufe nie bei den Ermittlern meldeten. Die polizeibekannten Dealer haben laut Staatsanwalt Informationen über ein dunkles Geheimnis bewusst verschwiegen. Der furchtbare Verdacht gegen den heute 25-Jährigen, seine Schwester (26) und deren "Ex" (21): Sie sollen Julias Leiche nach einer tödlichen Überdosis bei einer Drogenparty im Wald verscharrt oder in einem Gewässer versenkt haben!

Die Ermittlungen sind aber noch lange nicht zu Ende. Am Montag wurden noch weitere Hausdurchsuchungen durchgeführt, Uniformierte mit Suchhunden durchkämmten Scheunen, Gärten und Waldstücke. Die Einvernahmen der Verdächtigen liefen am Montag auf Hochtouren und werden am Dienstag fortgesetzt werden. Geständnisse gab es zunächst nicht. Bis längstens Mittwoch früh muss entschieden sein, ob U-Haft verhängt wird. Neben der Suche nach den wohl sterblichen Überresten des Mädchens geht es bei den Ermittlungen auch um weitere Mitwisser.

von Christoph Matzl, Christoph Budin, Florian Hitz und Klaus Loibnegger (Kronen Zeitung) und krone.at

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