Laut ÖÄK-Präsident Walter Dorner ist die Situation schon jetzt besorgniserregend: 60 Prozent der Wiener Schüler können laut aktuellen Studien nicht mehr auf einem Bein hüpfen und 30 Prozent nicht rückwärtsgehen, erklärt er. "Das sind bedrohliche Zahlen, die alle in dieses Schema hineinpassen", meint Dorner.
Um der von Chini anhand von Zahlen aus dem Jahr 2007 skizzierten Entwicklung entgegenzuwirken, sei Prävention in Form von Bewusstseinsbildung wichtig. Dabei sollte man vorwiegend auf Bildungseinrichtungen setzen und beispielsweise eine Einführung der Ganztagsschule als Chance nutzen: "Es gibt keine bessere Gelegenheit, als zu sagen, jeden Tag muss eine Turnstunde stattfinden", betonte Dorner, der zusätzlich eine Stunde Gesundheitserziehung pro Woche forderte.
Gesundheitszustand ins Schulzeugnis?
Chini plädierte darüber hinaus für Belohnungen wie Pokale für Schüler, die es schaffen, ihr Gewicht oder ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Streitbar mutet sein Vorschlag an, die gesundheitliche Entwicklung im Zeugnis zu bewerten.
Vorstellen kann sich der Gesundheitsökonom weiters ein Schulbuffet, das Einkäufe gemäß Body-Mass-Index erlaubt und ein BMI-Controlling durch die Schulärzte. Zusätzlich müsste eine Verlagerung von Krankheits- zu Präventionskosten bei den Krankenkassen stattfinden. Eine Möglichkeit dafür sind laut Chini zusätzliche Rabatte von Pharmaunternehmen für die Kassen.
Entwicklung belastet auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Neben der drohenden Erhöhung der Gesundheitskosten schwebe ein zweiter finanzieller Faktor im Raum, mahnt Chini. Bleibe die Situation so wie jetzt, würden der Volkswirtschaft durch Arbeitsunfähigkeit, Invalidität oder den frühzeitigen Tod der heutigen Jugend in 20 beziehungsweise 40 Jahren zusätzlich 20.000 bzw. 40.000 Beschäftigungsjahre entgehen. Diese hätten einen nicht unbeträchtlichen Wert von 400 bzw. 800 Millionen Euro.
Gemeinsam mit der fortschreitenden Überalterung der Gesellschaft würden sich diese Effekte erdoppeln, erklärte der Ökonom. Bisherige Prognosen für Krankheitskosten durch die demografische Entwicklung (Stichwort: Alterspyramide) würden von zusätzlich 7,3 Milliarden Euro bis 2030 und 11,6 Milliarden Euro bis 2050 ausgehen.
Eine gleichzeitige Zunahme an Senioren und kranken Erwerbstätigen würde zudem den Arbeitsmarkt beeinflussen: Verglichen mit 2008 würden 2030 durch Pensionierungen 230.000 Arbeitsplätze frei, für die man gesunde Erwachsene benötige.
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