Der 30. Todestag von Thomas Bernhard - die „Krone“ berichtete - regt neue Annäherungen an den Dichter an. André Heller gab nun einen Bildband über dessen „Hab & Gut“ heraus. Die Fotografin Hertha Hurnaus besuchte für das Buch die Häuser Bernhards und blickte mit ihrer Kamera in seine Schränke und Schubladen.
André Heller besuchte den Vierkanter in Ohlsdorf, den Thomas Bernhard 1965 erworben, eigenhändig renoviert und eingerichtet hatte. Der Multimediakünstler, der sich eigentlich auf Zirkus und Wunderkammern spezialisiert hat, zeigte sich so tief beeindruckt, dass besonders Buch anregte.
Eine Frau im Bernhard-Haus
Er lud Experten ein, neue Erinnerungen an Bernhard aufzuschreiben und er wählte eine Frau aus, um die Häuser Bernhards zu dokumentieren. Seine Wahl fiel auf die bedeutende Architekturfotografin Hertha Hurnaus, die aus Linz stammt und in Wien lebt.
Genau hingesehen
Sie durfte im „Bernhard-Haus“ in den Zimmern, in den Schubladen und Schränken uneingeschränkt stöbern und fotografieren. „Ich sah genau hin, wahrte aber dennoch höfliche Distanz“, sagt Hurnaus zur „Krone“.
„Landwirt Bernhard“
Alles in diesem Haus hat seinen Platz, „ich hatte das Gefühl, Bernhard würde jeden Moment durch die Tür treten“. Im begehbaren Schrank hängen die Krawatten, die Sakkos. Im Wohnzimmer der Plattenspieler, eine Schreibmaschine. Im Gang Schlapfen für den „Landwirt Bernhard“, Federballschläger, Gummistiefel. In der Küche warten die Töpfe auf den Koch, der nie mehr zurückkehren wird. Am Tisch die Teller, vorbereitet für Gäste, die nie kamen - auch zu Lebzeiten nicht. Denn Bernhard hatte den historischen Bauernhof, einst zum einsamen „Denk-und Schreibkerker“ tituliert.
Der beeindruckende Bildband „Thomas Bernhard. Hab & Gut. Das Refugium des Dichters“ (Verlag Brandstätter, 35 Euro) lässt die Erinnerungen an den großen Autor würdig und neu aufleben.
Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung
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