Im Namen der Kunst

Swingerclub in Secession löst Empörung aus

Wien
22.02.2010 12:35
Seit dem Wochenende schlägt eine neue Ausstellung in der Secession hohe Wellen. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel bespielt das Untergeschoß für zwei Monate mit einem echten Swingerclub. Die Empörung, die der Club "Element6" ausgelöst hat, war beabsichtigt: Schließlich habe auch Gustav Klimt einst mit seinem Beethovenfries einen Aufruhr verursacht.

Büchel installierte vor einigen Jahren in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel ein Solarium, einen Billig-Supermarkt und ein Wettbüro, nun schwenkte der Künstler auf ein anderes Gewerbe um. Tagsüber werden Besucher, die sich für das Beethovenfries interessieren, durch die leeren Räumlichkeiten geschickt – Jugendliche freilich ausgenommen. In der Nacht nimmt dann der Club "Element6" seinen Betrieb auf, erklärte Secessions-Pressesprecherin Urte Schmitt-Ulms.

Der Künstler transportiert stets reale Gesellschaftszustände und soziale Situationen in den Kunstraum, und spielt damit auf die Raumvermietung von Kulturschauplätzen an. Wegen der Finanzierung der Schau wurde das Kunstprojekt auch von vielen Seiten kritisiert, so Schmitt-Ulms. Die Pressesprecherin konterte damit, dass sich die Secession zu zwei Dritteln selbst finanziere. Im Falle der Ausstellung von Christoph Büchel kämen die Einnahmen aus den Eintrittspreisen des "Vereins der kontaktfreudigen Nachtschwärmer", der für die Dauer der Ausstellung aus der Kaiserstraße umgezogen ist. 

Weder für den Umbau noch für die Einrichtung sei die Secession aufgekommen, erklärte Schmitt-Ulms im Gespräch mit wien.krone.at.  "Der Aussteller ist wirtschaftlich autonom", so die Pressesprecherin.

Beethovenfries in der Nacht nicht zugänglich
Der Nachtclub ist Dienstag und Mittwoch von 21 bis 2 Uhr früh und Donnerstag bis Samstag von 21 bis 4 Uhr früh geöffnet. Organisatorisch habe es im Vorfeld einige Arbeit gegeben: Die Konzession bringe der Club selbst mit, zum Schutz des Beethovenfrieses ist der ebenfalls als Swingerclub gestaltete Raum in der Nacht geschlossen, die im Nebenraum installierte Sauna dient lediglich der Vollständigkeit, in Betrieb geht sie allerdings aus konservatorischen Gründen nicht.

Die ausgelöste öffentliche Diskussion ist jedenfalls Teil des Konzepts: So spielt Büchel auf jenen Aufruhr an, den Gustav Klimt einst mit seinem Beethovenfries ausgelöst hat. Dieses sei heute kein Skandal mehr, so die Pressesprecherin, die Installierung eines Swingerclubs in den Räumlichkeiten der Secession hingegen sei der damaligen Situation ähnlich.

Kritik der FPÖ: "Missbrauch der 'Freiheit der Kunst'"
Die Kultursprecherin der FPÖ, Heidemarie Unterreiner wittert in der Ausstellung unterdessen einen "Sittenverfall" unter dem "Missbrauch der 'Freiheit der Kunst'". Sie verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Ausstellung von Otto Mühl in der Secession oder Ausstellungen mit "Leichenschändungen oder Kindesmissbrauch" in der Kunsthalle, die den Trend der Negativspirale von Nihilismus und Perversion verschärfen würden.

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