Schwester erstochen

Die letzten Sekunden vor dem Wiener Bahnhofsmord

Österreich
31.01.2019 13:40

In der Nacht auf den 15. Jänner starb eine junge Frau nach einem blutigen Messerangriff - mitten am Wiener Hauptbahnhof, vor den Augen der eigenen Schwester. Der mutmaßliche Täter: der eigene Bruder, der angeblich nach wie vor nicht die Tragweite seines Handelns begreift. Noch immer befinde sich der 21 Jahre alte Tatverdächtige in einem „psychotischen Zustand“, so seine Verteidigerin. Während neue Bilder den Schrecken dieser Bluttat dokumentieren, kämpfen die Hinterbliebenen in ihrer Heimat Spanien damit, das Geschehene zu verarbeiten - der Weg jedoch ist steinig.

Eyerus E. (25) war gemeinsam mit ihrer Schwester nach Österreich gereist, um ihren 21 Jahre alten Bruder aufzusuchen. Diesem war sein geregeltes Leben - er arbeitete in Österreich sowie in Deutschland als Koch - zuletzt offenbar gänzlich entglitten, er soll zuletzt auch wieder ins Drogenmilieu abgerutscht sein.

Die letzten Momente vor der Schreckenstat
Nun aufgetauchte Bilder zeigen offenbar die Momente, bevor der 21-Jährige mutmaßlich mit gezücktem Messer auf seine Schwester losgeht und mehrfach auf sie einsticht. Zu sehen ist Eyerus E. mit ihrer Adoptivschwester, als sie gerade auf der Suche nach dem gebürtigen Äthiopier in der Bahnhofshalle sind. Ein weiteres Foto zeigt schließlich die Situation kurz vor dem Angriff - die 25-Jährige hatte keinerlei Überlebenschance, sie starb noch an Ort und Stelle.

Probleme, aber keine „psychiatrische Behandlung“
Bereits bei der Festnahme und in der nachfolgenden Einvernahme zeigten sich bei dem 21 Jahre alten dringend Tatverdächtigen psychische Auffälligkeiten. Doch diese Probleme bestanden offenbar bereits seit längerer Zeit, so Eyob E.s Verteidigerin Astrid Wagner gegenüber krone.at. „Er war schon früher auffallend, hat sich auch ein Jahr lang in psychologischer Betreuung befunden“, so die Anwältin, „allerdings nicht in psychiatrischer“, betonte sie.

Immer wieder habe er davon gesprochen, dass sein Adoptivvater ein Dämon sei - auch ein möglicher Missbrauch steht noch immer im Raum -, und dergleichen mehr. Auch dass er die falsche Schwester getötet habe, sage der 21-Jährige immer wieder, so Wagner. Sein Zustand war schlussendlich so prekär, dass er zunächst auf die Krankenstation der Justizanstalt Josefstadt verlegt wurde. Mittlerweile befindet sich der mutmaßliche Messerangreifer in der Sonderanstalt Göllersdorf. Aggressiv würde sich der Verdächtige aber nicht verhalten, so die Anwältin.

Am Freitag erwartet den 21-Jährigen die nächste Haftverhandlung. „Hierbei wird mit großer Wahrscheinlichkeit die U-Haft für ihn verlängert“, so die Anwältin. Noch immer ausständig sei das Ergebnis eines von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenen toxikologischen Gutachtens. „Es ist zu klären, ob der 21-Jährige zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss stand“, erklärte Wagner. Noch nicht eingebracht worden sei ein psychiatrisches Gutachten, so die Juristin weiter. Dieses könnte näheren Aufschluss über den Zustand des jungen Mannes geben. Denn den Grund für den tödlichen Messerangriff auf seine Schwester könne der 21-Jährige weiterhin „nicht rational“ erklären, so Wagner.

„Er ist immer noch ihr Bruder“
Und die Hinterbliebenen der Familientragödie? „Für die Adoptivschwester ist das eine emotional schwierige Situation“, berichtete Wagner von Gesprächen mit der Spanierin. „Sie möchte derzeit keinerlei Nähe zu ihrem Adoptivbruder, die Familie ist traumatisiert.“ Dennoch sei sich die Frau ebenso bewusst: „Der mutmaßliche Täter ist immer noch ihr Bruder.“

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