28.12.2018 19:37 |

Viele Widersprüche

Kirchen-Überfall: Rätsel um verschwundene Pistole

Mehrere Ordensbrüder attackiert und das in einer katholischen Kirche mitten in Wien: Die Verwirrungen rund um den aufsehenerregenden Fall, der am Donnerstag einen Großeinsatz der Polizei nach sich gezogen hatte, treiben immer üppigere Blüten. So sind sich etwa die sechs Opfer, die der Gemeinschaft der christlichen Schulen angehören, nicht einmal sicher, ob ein oder zwei Täter am Werk waren. Und warum im Pfarrhaus-Safe eine Pistole lag, gibt den Ermittlern erst recht Rätsel auf …

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Nur kurz öffnete sich am Freitagvormittag jene Tür des Klosters, die in den Wohnbereich der gut ein Dutzend Ordensbrüder führt. „Die Polizei ist noch hier, ich darf nicht einmal in mein eigenes Büro“, lässt der Provinzial freundlich, aber bestimmt wissen. Und schließt die Tür hinter sich.

Auch die Pforten der Kirche sind fest verschlossen. Über dem Gotteshaus ganz im Norden Wiens hängen dunkle Wolken, dazwischen blinzelt aber immer wieder die Sonne durch - vielleicht als göttliches Zeichen, dass es wieder aufwärts geht. Immerhin konnten bereits drei der insgesamt fünf misshandelten Glaubensmänner das Spital wieder verlassen. Zwei weitere heilen ihre teils schweren Verletzungen auf der Normalstation aus.

Katholischer Männerorden
Die Brüder der christlichen Schulen oder Schulbrüder, denen auch die sechs Ordensbrüder angehören, die am Donnerstag attackiert wurden, sind ein katholischer Männerorden, der vornehmlich Laienbrüder aufnimmt. Der heilige Jean-Baptiste de La Salle gründete 1679 für die Armen eine kostenlose Schule und nahm 1681 einige Armenschullehrer in seinem Haus auf. Daraus entstand 1684 die Kongregation der Brüder der christlichen Schulen.

Tiefe Erschütterung
Im Grätzel sorgt der brutale Überfall jedenfalls für tiefe Erschütterung. Eine Schülerin der renommierten De-La-Salle-Schule, die dem Orden angehört, spaziert mit ihrem Vater am Tatort vorbei, um den Opfern Trost und Kraft zu spenden. Sogar ausländische Medienvertreter haben sich vor der Kirche mit ihren Kameras postiert. Für Freitagabend war eine Messe angesetzt, doch auch hier blieben die Tore geschlossen.

Der Orden ist „in intensiver Zusammenarbeit mit der Polizei um Aufklärung bemüht“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Schulvereins De La Salle, Walter Kröner, am Freitag. Bislang steht aber lediglich fest, dass bei dem Raubüberfall der Tresor der Kirche in Strebersdorf geplündert wurde. Darin soll sich unter anderem eine Pistole vom Kaliber neun Millimeter befunden haben - die ist jetzt weg.

Auch Rache als Tatmotiv möglich?
Für die Ermittler ist der Tatort 24 Stunden nach dem Vorfall noch immer „heiß“. Denn der Täter - einige Opfer wollen einen zweiten Angreifer bemerkt haben - ist auf der Flucht. Und je mehr Zeit vergeht, desto kniffliger wird das Kriminalrätsel. Unbeantwortet bleibt vorerst die Frage, ob noch mehr aus dem Safe gestohlen wurde. Und abseits der Raubversion steht ein weiteres Motiv im Raum: Rache! Vor einigen Jahren sahen sich die Schulbrüder mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert.

Oliver Papacek, Matthias Lassnig und Gregor Brand, Kronen Zeitung/krone.at

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