Verwaiste Eltern

Wenn Kinder im Himmel Weihnachten feiern müssen

Kärnten
24.12.2018 12:44

Es ist der Albtraum von Weihnachten: Das Fest der Liebe ohne die eigenen Kinder feiern zu müssen - weil sie vorausgegangen sind. Für einige Eltern in Kärnten ist es traurige Realität, auch in diesem Jahr. 2018 sind allein 24 junge Menschen an Drogen gestorben.

Bunt geschmückte Straßen und Fenster.

Noch schnell Geschenke für seine Liebsten besorgen.

Und eine glückliche Familie zu Hause empfangen: So stellen wir uns das Weihnachtsfest gerne vor.

Doch gerade für Menschen, die ihr Kind verloren haben oder um einen nahen Verwandten trauern müssen, kann diese Zeit zu einer großen Belastung werden.

„Vater oder Mutter zu verlieren - ist schlimm genug. Aber wenn es das eigene Kind trifft, das ist völlig gegen die Natur und zieht jedem den Boden unter den Füßen weg.“

Astrid Panger weiß, wovon sie spricht. Mit der „Plattform für verwaiste Eltern“ hat sie in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 220 Mütter und Väter begleitet, deren Kinder viel zu früh gegangen sind. Sei es durch Unfall, Krankheit oder Drogenkonsum.

„Das sind Schicksalsschläge, auf die niemand vorbereitet ist. Das eigene Kind zu verlieren - den Gedanken wagt man ja nicht einmal zu Ende zu denken“, so die zweifache Mutter.

Umso schlimmer, wenn das Unvorstellbare eintritt. „Da erleben wir es immer wieder, dass sich Vater oder Mutter hinterfragen. Was habe ich falsch gemacht? Viele sind auch wütend auf Gott, warum er so etwas zugelassen hat.“

Mit der Plattform versucht man das Leid zu lindern - gerade zu Weihnachten, wenn die Familie so sehr in den Mittelpunkt rückt.

Gemeinsamer Besuch im Kinderzimmer
„Manche wollen etwa das Krankenhaus besuchen, wo das Kind zuletzt gewesen ist. Da begleiten wir die Eltern auf Wunsch dorthin. Andere wollen die Unfallstelle oder das Kinderzimmer besichtigen, das seit dem Verlust unberührt geblieben ist. Oder sie wollen den Weg gehen, wo das Kind immer mit dem Hund spazieren war.“

Panger kann dabei auf ein 19-köpfiges Team zurückgreifen - bestehend aus Psychologen, Therapeuten, zertifizierten Begleitern und Seelsorgern.

„Sie sind zeitnah zur Stelle, wenn sie angefordert werden, schließlich ist es für die Betroffenen ja wichtig, dass sie die Unterstützung in dem Moment bekommen, wenn sie sie brauchen.“

Das gilt auch für die betroffenen Familien und Hinterbliebenen, die ihr Kind heuer durch Drogenkonsum verloren haben. „Viele Angehörige blieben ja oft schon während der Suchterkrankung ungefragt an der Seite ihrer Kinder. Sie hatten vielleicht auch die Scheu, mit anderen darüber zu reden. Und nach einem Todesfall droht die völlige Isolation.“

Für das Team der Plattform gehe es darum, den Trauernden das Vertrauen ins Leben zurückzugeben, damit sie wieder den eigenen Interessen nachgehen können. „Vor allem versuchen wir, sie als Mama und Papa zu bestärken, dass sie - trotz ihrer Verletzlichkeit - für die anderen Kinder da sein sollen.“

Kerze für Verstorbenen auf Tisch aufstellen
Gerade am Heiligen Abend sei es von Bedeutung, sich die Trauer um das verlorene Kind oder einen lieben Verwandten bewusst zu machen. Man könne mit Freunden das Grab besuchen und dort einen Text lesen oder ein Lied singen.

Auch beim Weihnachtsessen könne man Zeichen setzen. „Man kann den Verstorbenen in die Mitte holen, indem man auf dem Tisch eine Kerze für die Person anzündet. Wenn die Gefühle überhand nehmen, dürfen auch Tränen fließen.“ Und diese Verbindung solle immer aufrechterhalten bleiben. „Auch wenn der Alltag wieder einzieht - der Verstorbene soll immer seinen Platz haben und nicht vergessen werden.“

Ein kleiner Trost zum Weihnachtsfest.

Christian Rosenzopf
Christian Rosenzopf
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