Sinnvoller Protest?

Hoher Spritpreis: Aufruf zu Tankstellen-Boykott

Österreich
23.11.2018 14:49

Die steigenden Spritpreise sorgen nicht nur in Frankreich und Belgien für Empörung, auch in Österreich wollen Autofahrer auf die Barrikaden gehen. In sozialen Netzwerken und über WhatsApp wird derzeit zu einem Tankstellen-Boykott aufgerufen. Fahrzeuglenker sollen am Montag auf die Befüllung ihres Tanks verzichten und dafür gegebenenfalls am Sonntag tanken. Ob diese Maßnahme sinnvoll ist? krone.at hat mit einem Experten gesprochen, ob man sich am Protest beteiligen sollte.

Eine „große Protestaktion“ geht derzeit in Österreich viral: Ursprünglich stammt der geplante Tankstellen-Boykott aus Deutschland und schwappte in den vergangenen Tagen auch auf Österreich über. Fahrzeuglenker werden dazu aufgerufen, am Montag nicht tanken zu gehen, „um ein Zeichen gegen die hohen Benzin- und Dieselpreise zu setzen“.

„Wir bekommen immer wieder solche Nachrichten zugeschickt, wenn die Spritpreise steigen“, erklärt ÖAMTC-Experte Martin Grasslober im Gespräch mit krone.at. Dass man damit die Mineralölindustrie in die Knie zwingt, daran glaubt der Fachmann jedoch nicht: „Wenn das die Industrie im Vorhinein weiß, kann sie die Preise am Sonntag bereits erhöhen. Falls viele Kunden am Montag tatsächlich ausbleiben, wird sie die Preise an diesem Tag aber vermutlich senken - was viele Autofahrer verführen könnte, trotz des Protestaufrufs zu tanken.“

Außerdem gibt Grasslober zu bedenken, dass viele Autofahrer mit einer Tankfüllung sogar einen ganzen Monat auskommen und ohnehin nicht zwangsläufig am Montag tanken müssen. Daher fällt der Protest an den Tankstellen vermutlich gar nicht so stark auf.

Wilde Szenen von Protestaktionen wie in Frankreich oder Belgien seien in Österreich derzeit nicht vorstellbar. „Die Diskussion dort geht über die hohen Spritpreise hinaus. Die Politik will die Mineralölsteuer anheben, was eine breitere Bewegung auf den Plan ruft. Das ist mit der Situation nicht vergleichbar, weil es keine ähnlichen Pläne der Regierung gibt.“

„Diesel und Superbenzin sollten zumindest um zehn Cent günstiger sein“
„Was Fahrzeuglenker hierzulande viel mehr bewegt, ist, dass der Dieselpreis sehr hoch ist, obwohl der Rohölpreis seit Oktober stark gesunken ist“, erklärt Grasslober. „Die Spritpreise für Diesel und Superbenzin sollten aus diesem Grund zumindest um zehn Cent günstiger sein.“ Besonders dramatisch sei die Situation beim Diesel: Der Rohölpreis ist von Anfang Oktober bis dato um 23 Prozent gesunken, dennoch wurde der Dieselpreis um 4,2 Prozent angehoben.

Er hat einen besseren Rat für frustrierte Autofahrer: „Viel sinnvoller ist es, die Spritpreise zu vergleichen. Mit unserer ÖAMTC-App kann man das sehr einfach machen“, rät der Experte. Nur so könne man Druck auf teure Tankstellen ausüben.

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