"Der wollte bloß überleben"
Auch Trainer Fritz Sdunek zeigte sich von dem US-Amerikaner genervt: "So einen Feigling werden wir nicht noch mal boxen." Schon in der zweiten Runde war klar: Johnson wollte gar nicht gewinnen. "Der wollte bloß überleben", sagte Sdunek. Über zwölf Runden trat der dickliche Amerikaner erfolgreich die Flucht an, tauchte mit dem Kopf fortwährend bis in Klitschkos Bauchhöhe ab, so dass dieser seine gefürchtete Rechte nie ins Ziel bringen konnte und häufig unbeholfen und einfallslos von oben herab auf Hinterkopf und Nacken des Rivalen drosch. Dazu redete Johnson unentwegt auf Klitschko ein und deutete immer wieder auf das eigene Kinn, das der Ukrainer doch nun endlich mal treffen möge. Kassierte er einen Treffer, lachte er Klitschko aus.
Über volle Distanz von zwölf Runden gezwungen
"Das war der unbequemste Gegner meiner Karriere", resümierte der Titelverteidiger und bekannte: "Ich wollte eigentlich vorzeitig gewinnen." Johnson ist nach dem Deutschen Timo Hoffmann im Jahr 2000 erst der zweite Boxer, der Klitschko über die volle Distanz von zwölf Runden zwang. 37 seiner nunmehr 39 siegreichen Kämpfe hat der promovierte Sportwissenschaftler durch K.o. entschieden. Für einen weiteren K.o. war Klitschkos Kampfführung diesmal zu statisch.
Klitschko will auch letzten Titel für Familie holen
Johnson, für den es nach 22 Siegen und einem Remis die erste Niederlage war, hatte sogleich eine Entschuldigung für seine Passivität parat: "Ich habe mir eine Ellenbogenverletzung zugezogen und konnte deshalb nicht wie geplant kämpfen." Mit gesundem Arm, so Johnson, hätte Klitschko schon "in der sechsten Runde dicke Augen" gehabt. "Ich bin überzeugt, das nächste Jahr bringt uns attraktive Kämpfe", befand Klitschko und forderte einen Titelvereinigungs-Kampf mit dem britischen WBA-Weltmeister David Haye. "Den letzten Titel wollen wir auch noch in der Familie Klitschko haben."
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