Wärmebild-Beweis

Autoabgase: Kinder weit mehr belastet als Eltern!

Ausland
21.06.2018 10:47

Alarmierende neue Studie zur Feinstaubbelastung: Britische Forscher haben jetzt in Experimenten mit Wärmebildkameras nachgewiesen, dass Kinder unter elf Jahren am täglichen Fußweg zur Schule einer unfassbaren 30 Prozent höheren Abgasbelastung durch Autos ausgesetzt sind als ihre Eltern - weil sie kleiner sind und sich daher näher an den Auspuffen befinden. Schlimmer noch die Situation für die Kleinen, die mit dem Auto in die Schule gefahren werden: Sie sind im Wageninneren einer doppelt so hohen Luftverschmutzung ausgesetzt, wie jene, die zu Fuß unterwegs sind. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF warnte zugleich, dass 30 Prozent aller britischen Kinder in „giftigen Luftzonen“ leben.

Die alarmierende neue Feinstaub-Studie des NGO Global Action Plan, die am Donnerstag anlässlich des Clean Air Day am 21. Juni veröffentlicht wurde, basiert auf Experimenten in vier britischen Städten - Manchester, Leeds, Glasgow und London. Die Forscher verwendeten Wärmebildtechniken, bei denen CO2 als Indikatorgas verwendet wird, um zu zeigen, wie Kinder aufgrund ihrer Größe anfälliger für Abgase wie Stickoxide (NOx), Stickstoffdioxid (NO2) und Dieselpartikel werden.

Mittels Wärmebildtechnik außerhalb von Schulen will Global Action Plan auf die gefährlichen Auswirkungen von Autoemissionen auf Kinder aufmerksam machen. Die Wärmebilder zeigen demnach, dass Grundschüler und Kindergartenkinder auf dem Schulweg aufgrund ihrer Größe fast einem Drittel mehr giftigen Autoabgasen ausgesetzt sind als ihre Eltern. Der Rat an die Eltern: Die Route zur Schule bzw. zum Kindergarten neu überdenken und ruhigere Straßen mit niedriger Verkehrsfrequenz finden. Die Wärmebild-Experimente zeigen, dass die Feinstaubbelastung durch Benzin- und Dieselfahrzeuge für Kinder, die auf verkehrsberuhigten Straßen unterwegs waren, 2,5 Mal niedriger ist.

Die Kinder künftig mit dem Auto zur Schule zu bringen, um der hohen Feinstaubbelastung zu entgehen, sei hingegen keine Alternative, warnen die Forscher. Ihrer Zählung zufolge würde aktuell die Hälfte aller Kinder zur Schule gefahren werden, was ihr Gesundheitsrisiko noch erhöhen würde. Denn für jene Kinder ist die Situation noch viel schlimmer: Sie sind im Fahrzeuginneren einer doppelt so hohen Abgasbelastung ausgesetzt als diejenigen, die zu Fuß auf verkehrsberuhigten Straßen zur Schule gehen. Dies hatten bereits frühere Studien erweisen.

„Kinderlungen sind besonders gefährdet“
Laut einer Studie von Professor Jonathan Grigg von der Queen Mary Universität ist die Luftverschmutzung mit einem verringerten Lungenwachstum in der Kindheit sowie einem erhöhten Schweregrad von Asthma und Lungenentzündung verbunden. „Kinderlungen sind besonders gefährdet für diejenigen in der Grundschule und Jüngere, da sie sich noch entwickeln“, so Grigg.

Der Experte fordert daher: „Es ist entscheidend, dass wir die Lungen unserer Kinder vor Luftverschmutzung schützen, um bleibende Schäden zu vermeiden. Meine Forschung hat gezeigt, dass die Belastung von Kindern durch Luftverschmutzung durch den Verkehr einen großen Einfluss auf ihre Lungen hat. Obwohl die Eltern diese Auswirkungen reduzieren können, indem sie auf weniger verschmutzten Straßen unterwegs sind und öffentliche Verkehrsmittel benutzen, muss die britische Regierung weitere Schritte unternehmen, um die toxischen Emissionen von allen Straßen zu reduzieren.“

30 Prozent der Kinder leben in „giftige Luftzonen“
Weitere Forschungsergebnisse, die ebenfalls anlässlich des Clean Air Day am Donnerstag veröffentlicht wurden, zeigen indes, dass 30 Prozent der britischen Kinder in „giftigen Luftzonen“ leben, wie UNICEF ​​UK analysiert hat. Dem UNO-Kinderhilfswerk zufolge wachsen 4,5 Millionen britische Kinder in Gebieten mit unsicherer Feinstaubbelastung auf. In fast drei Viertel der 20 Bezirke des Landes mit dem größten Anteil an Neugeborenen werden demnach die sicheren Werte für Feinstaub überschritten. Am stärksten betroffen sind Kinder laut UNICEF UK in Birmingham, London, Manchester, Liverpool und Bristol.

Aktuellen Schätzungen zufolge kosten die gesundheitlichen Auswirkungen der Feinstaubbelastung das britische Gesundheitsweisen jedes Jahr mehr als 45 Millionen Euro. Die jüngsten Forschungsergebnisse würden belegen, dass selbst die kleinste Verbesserung der Luftqualität großen Einfluss auf die Gesundheit der Kinder - und in weiterer Konsequenz für den britischen Steuerzahler - haben kann. So ergab etwa auch eine Untersuchung des renommierten Kings College in London, dass die Luftverschmutzung während des London-Marathons aufgrund der zahlreichen gesperrten Straßen um ganze 89 Prozent sank.

„Es ist inakzeptabel, dass die am stärksten gefährdeten Mitglieder der Gesellschaft, die am wenigsten zur Luftverschmutzung beitragen, am stärksten unter diesen Auswirkungen leiden. Wir würden unsere Kinder nicht dazu bringen, schmutziges Wasser zu trinken, also warum erlauben wir ihnen, schmutzige Luft zu atmen?“, bringt Amy Gibbs von UNICEF ​​UK die Problematik auf den Punkt.

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