Grausige Mär
Berichte über Fett-Mörder erfunden – Polizeichef gefeuert
Beamte aus der Region Monzon hatten die Existenz der Kriminellen, die vor zwei Wochen für Schlagzeilen sorgte, am Montag bestritten. "Dass in der Region eine Bande von 'Pishtacos' aktiv sein soll, hat uns völlig verwundert, weil wir wissen, dass das nicht stimmt", wird ein Beamter in der Zeitung "La Republica" zitiert.
Als "Pishtacos" werden mythische Gestalten aus den Anden bezeichnet, die ihren Opfern das Fett rauben. "Wir waren von der Auskunft der Polizei aus Lima überrascht, weil sie gar nicht angekündigt war und wir über den Fall auch nicht informiert worden sind", sagt der Beamte weiter.
Fett angeblich nach Europa verkauft
Peruanische Ermittler hatten vor zwei Wochen mit der Meldung aufhorchen lassen, dass eine Gangsterbande Dutzende Menschen ermordet habe, um den Opfern Fett abzusaugen. Anschließend hätten sie die Substanz in Saftflaschen gefüllt und an Kosmetikfirmen in Europa verkauft - angeblich für 10.000 Euro je Liter. Vier mutmaßliche Mitglieder der Bande seien festgenommen worden, nach sieben weiteren werde gefahndet, sagte der nun entlassene Polizeigeneral Eusebio Felix Murga damals in Lima.
Die Täter hätten ihre Opfer - meist arme Bauern - entführt oder mit Tricks in ein Haus gelockt, sie enthauptet und ihnen dann mit primitiven Mitteln das Fett entnommen. Die Leichen seien verscharrt oder in Flüsse geworfen worden. Bei der Festnahme hätten die Fahnder bei den Verdächtigen Fett entdeckt, das einer Laboruntersuchung zufolge von einem Mann stammte.
Innenminister hatte Verdacht bestätigt
Das Haus der Bande, wo die Verbrechen begangen worden sein sollen, war angeblich ein simpler Bau mit Lehmwänden, speckigen Holztischen und alten Farbkübeln. Perus Innenminister Octavio Salazar hatte den Verdacht gegen die angeblichen Fett-Mörder noch ausdrücklich bekräftigt.
Mit dem Dementi der lokalen Polizei bekamen Spekulationen Auftrieb, die haarsträubende Geschichte von den Fett-Mördern sei lanciert worden, um von Ermittlungen gegen die Polizei in der Stadt Trujillo im Norden Perus abzulenken. Dort steht die Polizei im Verdacht, zwischen August 2007 und März 2008 insgesamt 40 Kriminelle umgebracht zu haben.
Menschenfett war früher begehrter Rohstoff
Bis ins 19. Jahrhundert hinein war Menschenfett in Europa ein höchst begehrter Rohstoff. Henkern war erlaubt, das Fett und andere Organe Hingerichteter zu verkaufen - sie bestritten so zum großen Teil ihren Lebensunterhalt. Benötigt wurde das Fett, um es mit fettlöslichen Substanzen wie Duftölen oder Heilmittelchen zu vermengen. Mittlerweile gibt es für Kosmetika und Medikamente andere Grundsubstanzen. Fremdes Fett im Lippenstift muss niemand befürchten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.