Heftige Kritik an einer Welser Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, in der - wie berichtet - Schuleschwänzen toleriert wird, zugleich leiden Anrainer unter Lärm und Attacken. Einer der im „mopäd“ untergebrachten Buben, ein schulpflichtiger 15-Jähriger, erklärt in einem Facebook-Posting: „Mit einer Lehre sieht es nicht schlecht aus. Verständlich, dass ich nicht die Schule besuche ...“
Bei einer Drogenrazzia in dem Heim hatten Polizisten die schulpflichtigen Buben am Vormittag schlafend angetroffen - dass die Zöglinge mit Billigung ihrer Betreuer den Unterricht schwänzen dürfen, wurde heftigst kritisiert.
„Verständlich, dass ich nicht die Schule besuche ...“
Ein 15-Jähriger versucht nun auf Facebook, sich zu rechtfertigen: „Ich würde sehr gerne arbeiten gehen, jedoch ist dies nicht möglich weil ich mich ja noch in meinem letzten/9ten Schuljahr befinde. Ich besitze keinen Hauptschulabschluss und habe jedoch eine sehr gute Bildung, jedoch würde ich jetzt in die Schule gehen würde es mir nichts nützen. Aus dem Grund dass ich keinen Hauptschulabschluss bekomme, und ein Poly-Abschluss verhilft mir da genauso wenig. Trotz meinem schlechten ,Bildungsweg‘ sieht es mit einer Lehre für mich nicht schlecht aus! Also irgendwie verständlich, dass ich nicht die Schule besuche und warte, bis ich zu Arbeiten beginnen darf, oder??!!“
Er schildert, dass er seit seinem 12. Lebensjahr in sozialen Einrichtungen lebt, er nie Vertrauenspersonen hatte. Im „mopäd“ in Wels aber fühle er sich „geborgen wie noch nie“. „Und nur, weil unsere Betreuer uns nicht mit harten Konsequenzen und Strafen drohen, heißt das noch lange nicht, dass deren Konzept für die Tonne sei“, so der 15-Jährige.
Stadtregierung will Schulschwänzen nicht tolerieren
In der Welser Stadtregierung sieht man das anders: „Schulschwänzen darf nicht toleriert werden - von einer Einrichtung, die den Sozialhilfeverband OÖ pro Kind 5400 Euro im Monat kostet, darf man sozialpädagogische Kompetenz erwarten“, reagierte zum Beispiel die Welser FP-Vizebürgermeisterin und Sozialreferentin Christa Raggl-Mühlberger.
Die Anrainer des Jugendhilfeheimes fühlen sich gar nicht wohl
Auch Anrainer zweifeln am Konzept dieses Jugendheimes: „Wir wohnen in vierter Generation hier, räumen aber jetzt unsere Gartenmöbel gar nicht mehr raus, weil wir sie kaum nützen können. Es herrscht oft Lärm, Flaschen werden in unseren Garten geworfen“, erzählt eine Anrainerin und resigniert: „Wir haben schon mit Anzeige gedroht - da wurde uns gesagt, dadurch werde es nur schlimmer ...“
Johann Haginger/Kronen-Zeitung
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