Brisantes Gutachten

KH Nord: Vertuschung, Chaos und teure Fehler!

Österreich
24.03.2018 18:55

Zwei Gesundheitsstadträtinnen und ihre Wiener Spitälerverwaltung (KAV) dürften über Österreichs größtes Hochbau-Projekt, das milliardenteure KH Nord, die Kontrolle verloren haben - das nächste Indiz dafür liefert ein neues, bisher vertrauliches Sachverständigen-Gutachten über sämtliche Architekten-Fehler. Im Dossier, das der „Krone“ vorliegt: Planungs-Chaos, Fehlmessungen, Schimmelbefall und Vertuschungsversuche.

Der kürzlich aufgeflogene 95.000-Euro-Auftrag des KAV an einen umstrittenen Esoteriker ist ein Klacks gegen jene Fakten, die in diesem Anfang März fertiggestellten Gutachten eines gerichtlich beeideten Sachverständigen aufgelistet sind: In der 30-seitigen Zusammenfassung des 600-seitigen Berichts summieren sich allein die angeblichen Fehler des Architektenteams „Health Team KH Nord“ (HTK) auf eine Schadenshöhe von 30,6 Millionen Euro. Hier einige der für alle Steuerzahler unangenehmsten Tatsachen:

  • Laut Gutachten war bereits seit „1. Quartal 2015 erkennbar, dass die Kostenobergrenze von 825 Millionen Euro beim KH Nord nicht zu halten sein wird“. Den Medien wird diese Wahrheit noch weitere Monate vorenthalten - erst nach der Wien-Wahl im Oktober gestehen Spitälerdirektion und SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely eine Kostenerhöhung auf 1,09 Milliarden Euro ein. Mittlerweile sind Gesamtkosten von bereits 1,6 Milliarden realistisch.
  • Erst Mitte 2016, ein Jahr NACH dem ursprünglich von Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely verkündeten Zeitpunkt für die feierliche Eröffnung des Wiener Prestigeprojekts, lagen laut Sachverständigengutachten alle Pläne des Architekten vor …

Sachverständiger: „Pläne nie richtig“

  • Diese Ausführungspläne sind laut Gutacher allerdings „niemals richtig und konnten von den ausführenden Firmen leicht und zum Teil zurecht als unbrauchbar dargestellt werden“ (Zitat aus dem Bericht).
  • Das Planungs-Chaos bei Österreichs größtem Hochbau führte zu weiteren teuren Komplikationen. Die Regenwasserzutritte bei den unfertigen Fassaden verursachten eine großflächige Schimmelpilzbildung. Der Sachverständige dazu wörtlich: „Ein No-Go der Krankenhaushygiene.“
  • Das Dachgeschoß musste umgebaut und innen nachträglich ausgemauert werden. Aufgrund dieser „unwirtschaftlichen Planung“ (Zitat) entstand ein Schaden von 2,7 Millionen Euro.

„Schadensfälle durch Architekt: 30,6 Mio. Euro“

  • Die verspätet abgelieferte Statik-Planung des Architekturbüros sowie ein „unkoordinierter Planungsprozess“ kosteten die Steuerzahler laut Gutachten unnötigerweise 4,5 Millionen Euro.
  • Und nur allein aufgrund der „fehlerhaften Vermessung des Rohbaus“ seien laut Dossier Zusatzkosten von 296.164 Euro entstanden.

KH-Nord-Architekt Albert Wimmer sagte in einer ersten Stellungnahme zur genannten Schadenssumme von 30,6 Millionen Eruo: „Dieser Bericht ist nur eine Diskussionsgrundlage. Und es werden darin auch viele Sub-Unternehmen genannt.“

Für Wiens Opposition ist klar, was nun passieren müsste. Johann Gudenus (FPÖ), der die Pannenserie mit aufgedeckt hat, sagt, die politische Kontrolle habe bei diesem Projekt versagt. „SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger hat sofort den Hut zu nehmen. Sie hat diese Entwicklung zu verantworten, sie ist längst untragbar.“

Die Zeugen der KH-Nord-Kommission
Nun soll die KH-Nord-Untersuchungskommission für restlose Aufklärung sorgen. Eine Liste der wichtigesten Zeugen zum Bauskandal steht bereits ...

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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