Kampf gegen Pfusch

Schattenwirtschaft kostet Wien eine Milliarde Euro

Wien
14.10.2009 14:15
Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) will der Schattenwirtschaft den Garaus machen. Allein in der Bundeshauptstadt belaufe sich das jährliche Volumen des illegalen Sektors auf 1,7 Mrd. Euro, wodurch der öffentlichen Hand eine Milliarde Euro an Abgaben entginge, zitierte Präsidentin Brigitte Jank am Mittwoch aus einer aktuellen Studie. Notwendige Gegenmaßnahmen seien stärkere Kontrollen, steuerliche Anreize und eine Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung.

 Der Anteil der Schattenwirtschaft am Wiener Bruttoregionalprodukt liege bei 2,6 Prozent und damit unter dem Österreichschnitt von 3,6 Prozent. Ein Grund dafür sei, dass die meistbetroffenen Branchen wie das Bau- und Baunebengewerbe, Reparaturarbeiten oder Gastronomie strukturell in der Bundeshauptstadt weniger vertreten seien, so Jank.

Wien entgehen 35.800 legale Arbeitsplätze
Würde der komplette Bereich der Schattenwirtschaft im legalen Sektor abgewickelt werden, könnten allein in Wien zusätzlich 340 Mio. Euro Umsatzsteuer, 180 Mio. Euro Lohnsteuer und 500 Mio. Euro Einnahmen für die Sozialversicherungen lukriert werden. Nicht zuletzt würden 35.800 Arbeitsplätze geschaffen.

Derzeit sehe sich aber die legale Wirtschaft mit Angebotspreisen konfrontiert, die sie aufgrund der Abgabensituation nicht konkurrenzieren könne, kritisierte Jank "ein sehr unfaires und die Wirtschaft schädigendes Verhalten". Im Konkursfall eines Pfuscherunternehmens Töpfe wie der Insolvenzausgleichsfonds oder die Bauarbeiterurlaubskassa angezapft, in welche das betroffene Unternehmen nie eingezahlt habe. Hier bedürfe es einer Reform. Zugleich gelte es, die Kontrollen zu verschärfen

Pfuschen für 40 Prozent Kavaliersdelikt
"Solange man nicht erwischt wird [...] wird sich in der Frage nichts ändern", pflichtete auch Gottfried Parade, Obmann der WKW-Sparte Gewerbe und Handwerk bei. Außerdem müsse die Politik Aufklärungsarbeit leisten, um die Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung zu erreichen. Schließlich sähen laut Umfrage 40 Prozent die Schattenwirtschaft als Kavaliersdelikt - aber lediglich 23 Prozent hielten die Entnahme von Zeitungen aus dem Wochenendständer, ohne zu bezahlen, für ein solches.

Deshalb stellte sich Jank hinter die Forderung von WKÖ-Chef Christoph Leitl, wonach ein Handwerkerbonus von 20 Prozent der Arbeitskosten bis zu einem Maximalbetrag in Höhe von 1.200 Euro von der Steuer absetzbar sein sollte. Dies würden den Staat 150 Mio. Euro kosten, den volkswirtschaftlichen Schaden jedoch um mindestens fünf Prozent senken. Weitere Maßnahmen seien die Anhebung der Umsatzsteuergrenze von 30.000 auf 50.000 Euro und eine Reform der Auftraggeberhaftung.
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