Kartell-Verdacht

EU lässt Pharma-Konzerne durchsuchen

Ausland
06.10.2009 19:57
Die EU-Kommission hat neuerlich Pharmaunternehmen wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellrecht durchsucht. Der Sprecher von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes wollte zwar keine Namen nennen, bestätigte aber die Aktion. Die Konzerne sollen mit Absprachen die Markteinführung von billigeren Medikamenten verhindert haben.

Es gebe Gründe anzunehmen, dass die Pharmakonzerne verbotene Kartellabsprachen getroffen und ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hätten, hieß es aus dem Büro Kroes'.

Mehrere Unternehmen bestätigten die Hausdurchsuchungen. Darunter der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis, der Schweizer Novartis-Konzern bzw. dessen französische Tochter Sandoz und das israelische Unternehmen Teva. Laut Insidern wurde ein weiteres Unternehmen überprüft.

Die deutschen Hersteller Merck und Bayer erklärten, von einer solchen Razzia nichts zu wissen. Auch die britischen Konzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca, der Schweizer Roche-Konzern sowie die dänischen Unternehmen Novo Nordisk und Lundbeck erklärten, nicht von den Razzien betroffen zu sein.

Räumt die EU jetzt mit der Pharmalobby auf?
Die Razzia der EU-Kommission könnte der erste Hammerschlag am Beginn lange erwarteter Maßnahmen gegen einzelne Unternehmen sein und möglicherweise den Weg für hohe Strafen ebnen. Die Kommission kontrollierte bereits das französische Unternehmen Servier und einige Generika-Firmen wegen des Verdachts, die Markteinführung einer Generika-Version des Herz-Kreislauf-Medikaments Perindopril verhindert zu haben.

Bereits im Jänner 2008 waren Unternehmen der Branche (AstraZeneca, Sanofi-Aventis, Pfizer, GlaxoSmithKline sowie Sandoz) kontrolliert worden. Im Juli hatte Kroes angekündigt, mit der Bestrafung von Unternehmen, die die Einführung von günstigeren und nicht patentierten Medikamenten verhinderten, nicht zu zögern. 

EU-Kommission: "Kosten um 20 Prozent erhöht"
Die EU-Kommission schätzt, dass sich die Rechnungen von Patienten durch die Verzögerung von Generika-Einführungen zwischen 2000 und 2007 um 20 Prozent erhöhten. Pharmakonzerne argumentieren, der Verzug hänge mit regulatorischen und bürokratischen Gründen zusammen und nicht mit vorsätzlichen Handlungen der Unternehmen.

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