Derbes Lokalkolorit

“Der Fall des Lemming”: Kino-Krimi mit Hass-Duo

Wien
29.09.2009 12:43
Adolf Krotznig und Leopold Wallisch können einander nicht leiden, mehr noch, bei jedem Wortwechsel hat man das Gefühl, dass die beiden Männer einander gerne nicht nur verbal, sondern auch handgreiflich an die Gurgel gehen wollten. Blöd nur, dass sie eigentlich Kollegen sind. Noch blöder: Krotznig ist Kriminalgruppeninspektor und als solcher bei der Mordkommission Vorgesetzter von Wallisch. Der gepflegte Hass, der die beiden verbindet, ist in der Darstellung von Roland Düringer (Bild rechts) und Fritz Karl (Bild links) in jeder Sekunde zu spüren.

Dieses deftige Duo drückt dem "Fall des Lemming" seinen Stempel auf. Am Freitag startet Nikolaus Leytners Verfilmung des Krimis von Stefan Slupetzky in den österreichischen Kinos.

Zwischen Riesenrad und Wienerwald entfaltet sich dieser erste von bisher vier erschienenen Fällen des von Slupetzky erfundenen (Ex-)Ermittlers Leopold "Lemming" Wallisch. Die "Geschichten aus dem Wiener Wald", die dabei erzählt werden, sind aber in "Wiener Blut" getränkt und so gibt es zwischen Hunderln und Zwergerln nicht nur auf einer Waldlichtung, sondern am Ende auch auf der Märchenbahn im Prater für die Bestattung einiges zu tun. Slupetzky und Leytner haben ganz auf Wiener Lokalkolorit gesetzt, einschlägige Schauplätze und breiter Dialekt inklusive.

Viel Raum für Rivalität der Hauptdarsteller
Im Fernsehen funktioniert so ein Rezept blendend, ob es auch im Kino-Einsatz aufgeht, muss sich erst weisen. Leytner, eben für "Ein halbes Leben" beim Deutschen Fernsehpreis als Bester Regisseur ausgezeichnet, gibt der Rivalität seiner beiden Hauptdarsteller viel Raum. Beim eigentlichen Kriminalfall wähnt man sich häufig aber eher in einer Wiener "Tatort"-Folge oder in einer Neu-Verfilmung von Torbergs "Schüler Gerber".

Weitere Details rund um "Der Fall des Lemming": siehe Infobox!

Dass der pensionierte Lateinprofessor Dr. Grinzinger (Miguel Herz-Kestranek) eine ganze Riege ehemaliger "Freunde des Brutus" so sehr traumatisieren konnte, dass sie ihm auch als erwachsene Männer nach dem Leben trachten, wirkt ebenso übertrieben gezeichnet wie die Episoden um einen geheimnisvollen, höchst eigenwilligen Hund, der dem Lemming zuläuft, oder die zarte Romanze, die der "Lemming" mit einer Tierärztin (Julia Koschitz) beginnt.

Abgründiges und Thrillerhaftes im Kleinformat
Ähnlich wie in "Der Knochenmann" findet auch im "Fall des Lemming" ein Vermisster Eingang in den Nahrungskreislauf, doch das Abgründige und Thrillerhafte bleibt hier vergleichsweise im Kleinformat. Dabei hätte Slupetzkys Lemming wie Wolf Haas' Brenner durchaus das Zeug zum Serienhelden. Ein Drehbuch für die Verfilmung des zweiten Romans ("Lemmings Himmelfahrt") liegt bereits vor. Ob es produziert wird, dürfte in den kommenden Wochen an den Kinokassen entschieden werden.

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