Brutaler Kampf

“Wir sind unterm Einkaufspreis”

Österreich
12.07.2009 21:46
Seit rund zwei Wochen tobt in Salzburg ein brutaler Spritpreiskampf. Ausgelöst hat ihn Markus Friesacher mit seinen drei Diskont-Tankstellen und einer Kampfansage an die Öl-Konzerne. Die örtlichen Preise purzelten zu Beginn bis auf 50 Cent pro Liter (siehe Bild) und gehören auch jetzt noch zu den niedrigsten in Österreich. Gewinn? Fehlanzeige! "Spritrebell" Friesacher will aber weiterhin immer um zwei Cent günstiger anbieten. "Wie lange hält er durch?", fragt "Krone"-Interviewerin Nadia Weiss im Gespräch mit dem ehemaligen Formel-3000-Rennfahrer aus der alteingesessenen Salzburger Landwirte-Dynastie.

Herr Friesacher, wie hoch schätzen Sie den Spritpreis an Ihren Tankstellen am Erscheinungstag dieses Interviews ein?
Markus Friesacher: Das kann man vorher nicht sagen, der Preis hängt von den täglichen Notierungen an der Börse ab und davon, wie die Mineralölbranche jetzt auf uns reagiert.

Aber Sie werden als verantwortungsvoller Unternehmer doch ein gewisses Budget und eine Schmerzgrenze beim Preis-Dumping einhalten müssen?
Friesacher: Mit dieser Entwicklung konnte niemand rechnen, nämlich dass die Mitbewerber beim Preis zumindest im Raum Salzburg nachziehen und es so zu einer Preisschlacht kommt. Im Moment ist es so, das muss ganz klar gesagt werden, dass wir unter dem Einkaufspreis liegen.

Das heißt, Sie verlieren mit den Tankstellen derzeit Geld?
Friesacher:
Im Moment ist es so, aber ich bin überzeugt, dass sich die Lage wieder beruhigen wird.

Wie leicht war es für Sie, in Zeiten der Krise dieses Projekt zu finanzieren? Viele Unternehmer beklagen sich über mangelndes Entgegenkommen der Banken.
Friesacher: Ich habe keinen Kredit benötigt.

Sie arbeiten ohne Fremdkapital?
Friesacher: Bei diesem Projekt war ich nicht auf die Zusammenarbeit mit den Banken angewiesen.

Sie haben keine Angst vor dem Scheitern? Viele fragen sich bereits, wie lange der Friesacher das Kräftemessen mit den Konzernen durchhält…
Friesacher: Da frage ich mich eher, wie die OMV ihren Aktionären und Kunden erklären will, dass sie nur in den Tankstellen rund um Salzburg den Preis senken und nicht bundesweit. Abgesehen davon: Ich glaube an die Idee der Diskont-Tankstellen, weil sie sich bereits in anderen Ländern wie Frankreich durchgesetzt hat. Man fährt einfach zum Supermarkt und kann gleichzeitig tanken. Damit wird auch noch ein Weg mit dem Auto weniger zurückgelegt und somit unsere Umwelt geschont.

Der billige Sprit verführt aber dann wieder zu mehr Autofahrten als unbedingt notwendig…
Friesacher: Daran glaube ich nicht. In Zeiten wie diesen schauen die Menschen ganz genau auf ihr Geld. Sie sind froh, wenn sie irgendwo ein bisschen sparen können, und denken nicht gleich wieder ans Ausgeben.

Stimmt es, dass Sie Ihr Tankstellen-Konzept in ganz Österreich anbieten wollen?
Friesacher: Es gibt konkrete Überlegungen dazu. Spätestens dann könnte die Konkurrenz nicht mehr diesen Preiskampf führen. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Gewinnspannen bei den Tankstellen sehr gering sind. Die Mineralölkonzerne verdienen ihr Geld bei den Raffinerien.

Umso interessanter, dass Sie den großen Konzernen die Stirn bieten wollen...
Friesacher:
Wir sind aus einem ganz einfachen Grund günstiger: Wir sparen beim Service. Bei uns herrscht Selbstbedienung, es gibt keinen Öl- und keinen Wasserwechsel. Diese Ersparnis geben wir an den Kunden weiter. Natürlich wird es irgendwann so sein, dass der Supermarkt im Winter das Gefrierschutzmittel und anderes Zubehör für das Auto anbietet.

Klingt simpel, daher stellt sich die Frage: Warum haben Sie mit der Umsetzung bis jetzt gewartet – immerhin betreiben Sie seit zehn Jahren Tankstellen?
Friesacher: Es müssen unterschiedliche Kriterien erfüllt werden, unter anderem braucht es Supermärkte mit sehr großen Parkplätzen. Nun hat sich eine optimale Zusammenarbeit ergeben.

Sie haben vor drei Jahren im niederösterreichischen Krems eine Raffinerie für Bio-Diesel gekauft. Wird er an den Diskont-Tankstellen vertrieben?
Friesacher: Noch nicht, aber es könnte eine Option werden.

Hat in Krems die Zusammenarbeit mit Ihrem Geschäftspartner Stephan Pröll, dem Sohn des Landeshauptmannes von Niederösterreich, begonnen?
Friesacher: Wir haben uns damals kennengelernt, und Stephan hat sich mit zehn Prozent an den Diskont-Tankstellen beteiligt.

Sie haben bekannte Förderer und Wegbegleiter wie Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz oder Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher. Wie wichtig sind solche Netzwerke im Geschäftsleben?
Friesacher: Da ich mich bereits mit 25 Jahren selbständig gemacht habe, war es für mich wichtig, von jemandem wie dem Didi (gemeint ist Dietrich Mateschitz, Anm.) auch einmal einen guten Rat zu bekommen. Ja, ich habe meine Wegbegleiter, und das ist nicht nur im Geschäftsleben wichtig.

Die Friesachers gehören zu den alteingesessenen Familien in Salzburg. Sie haben eine Karriere vom Rennfahrer bis hin zum „Spritrebellen“ hingelegt. Was sind langfristig Ihre Ziele?
Friesacher: Die Friesachers sind seit jeher Gast- und Landwirte. Mein Bauernhof ist mir gleich wichtig wie die anderen Geschäfte. Ich freu mich, dass ich die Freiheit habe zu tun, was ich will.

Müssten Sie arbeiten?
Friesacher: Müssen nicht, aber es macht mir einfach Spaß.


Steckbrief: Markus Friesacher
Geboren am: 6. Jänner 1975
Sternzeichen: Steinbock
Verheiratet mit: Martina
Kinder: Markus (8) und Marlene (6)
Freunde: Dietrich Mateschitz, Ralf und Cora Schumacher
Sport: Skifahren, Wasserskifahren, Laufen und, falls es die Zeit erlaubt. Golf
Fährt: einen Range Rover
Interessen: Zeit in der Natur verbringen
Urlaubsort: keinen bestimmten, aber häufig Wolfgangsee

Kronen Zeitung

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