Wie wird man mit 25 Kärntens jüngste Stadträtin?
Jeremias: Mit einer Portion Zufall. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das BZÖ war so erfolgreich und da im Rathaus eine Verjüngung gut tat, hat Bürgermeister Scheider überraschend mir diese Chance gegeben!
Wie nutzen Sie die Chance? Bisher hat man noch wenig von Ihnen gehört.
Jeremias: Ich muss mich auch erst einarbeiten. Derzeit ist halt viel noch Alltagsgeschäft. Wir haben rund 1.850 Wohnungssuchende in der Stadt, der Andrang ändert sich kaum. Es fehlt halt leider an leistbaren Wohnungen.
Sie sind für den Wohnbau zuständig. Bauen Sie doch!
Jeremias: Womit denn? Ich habe doch für nichts ein Budget. Und es schaut auch schlecht aus, dass die Stadt demnächst wieder ein Projekt auf die Beine stellt.
Wozu dann ein eigenes Ressort dafür vergeuden?
Jeremias: Weil sich die Finanzlage wieder ändern kann! Ich sehe es doch als soziale Aufgabe einer Stadt an, das dringende Bedürfnis nach günstigen Wohnungen abzudecken. So leicht kann man das nicht wegdiskutieren.
Wohnungssuchende haben oft wenig Geld...
Jeremias: ... ich weiß, da sind ganz arge Härtefälle darunter!
... Sie verdienen dagegen mit 25 rund 8.000 Euro brutto.
Jeremias: Mir bleiben davon rund 3.500 Euro. Und ja, natürlich ist das für mein Alter ein außerordentliches Einkommen. Ich denke mir oft, wenn mich was aufregt: Was jammerst eigentlich? Dir geht’s doch eh so gut!
Ist Ihr Alter ein Thema?
Jeremias: Noch hat mir keiner meine Jugend vorgeworfen. Ich bin ja auch kein blondes Dummerl! Ich will lernen und hart arbeiten. Und es ist motivierend, dass sowohl Jugendliche als auch ältere Bürger mich unterstützen und sich freuen, dass frischer Wind in der Politik herrscht.
Was haben Sie in der Klagenfurter Jugendpolitik vor?
Jeremias: Vieles – Veranstaltungen, eine Jugend-Internetplattform, Kulturprojekte, die die Innenstadt verschönern. Vor allem aber will ich, dass die Jugend die Hemmschwelle vor dem Rathaus verliert und sagt, was sie denkt und sich erwartet.
Hat eine 25-Jährige da einen besseren Zugang?
Jeremias: Na, ich habe einen 17-jährigen Bruder und weiß, was grad in ist. Außerdem war schon an der Uni Jugendsprache Thema meiner Dissertation.
Und was ist Ihre Meinung über die Jugendsprache?
Jeremias: Dass Jugend wesentlich dazu beiträgt, dass Sprache lebendig bleibt. Sie sind kreativ, erfinden neue Worte. Dass es nur um Verrohung oder Verkümmerung geht, sehe ich nicht so.
Und die Politikersprache?
Jeremias: Sagen wir, sie ist umschreibend. Ach, eigentlich heißt’s: Viel reden und wenig, oft nichts sagen. Aber ehrlich, ich will keine abgehobene Politikerin werden, sondern eine, deren Türen immer für alle offen stehen.
Interview: Kerstin Wassermann, "Kärntner Krone"
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