Heftige Debatten

Obduktion: Eluana starb an Herzversagen

Ausland
11.02.2009 20:11
Aus der Obduktion der Leiche der italienischen Koma-Patientin Eluana Englaro geht hervor, dass die 38-Jährige am Montag an Herzversagen nach einer Krise gestorben ist, die in Folge der Dehydrierung des Körpers aufgetrat. Mit diesen ersten Resultaten schließen die Gesundheitsbehörden der Region Friaul-Julisch-Venetien vorerst aus, dass der Tod Eluanas "beschleunigt" worden sei. Bei der Koma-Patientin, die sich in einer Klinik in der nordöstlichen Stadt Udine befand, waren auf Wunsch der Familie die künstliche Ernährung und die Hydrierung abgebrochen worden, die sie am Leben hielten. Indes wütet in der italienischen Politik der Streit um Eluanas Tod weiter.

Der Tod Eluanas, deren Schicksal Italien gespalten hat, trat früher ein als von den Ärzten erwartet. Diese hatten vorausgesagt, dass die Patientin auch ohne Nahrung und Flüssigkeit noch "12 bis 14 Tage" leben könne.

Über die Hintergründe von Eluanas Tod wird heftig diskutiert. Rund 500 Personen und Organisationen, darunter mehrere katholische Verbände, reichten bei der Staatsanwaltschaft von Udine ebenso viele Anzeigen gegen den Leiter des Ärzteteams, Amato De Monte, ein, der Eluana in den Tod begleitet hat. Die Frau lag nach einem Autounfall seit 17 Jahren im Koma. Ihre Familie hatte von dem italienischen Höchstgericht im vergangenen November das Recht erhalten, die künstliche Ernährung für die Frau einzustellen.

Justizminister: "Sie ist wegen eines Gerichtsurteils gestorben"
Der italienische Justizminister Angiolino Alfano erklärte indes, dass die Frau wegen eines "Gerichtsentscheides" gestorben sei. "Eluana ist nicht wegen eines Autounfalls vor 17 Jahren, sondern wegen eines Gerichtsentscheides gestorben. Die Regierung hat alles getan, um ihr das Leben zu retten", so der Minister.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Dienstag betont, er bedauere, dass "die Initiative der Regierung zur Rettung eines Menschenlebens verhindert worden ist". Damit gab er indirekt Staatspräsident Giorgio Napolitano die Mitschuld für den Tod der Patientin. Das Staatsoberhaupt habe die Unterschrift unter eine Eilverordnung der Regierung verweigert, mit der das Kabinett die Ärzte zu lebenserhaltenden Maßnahmen zwingen wollte, warf der Regierungschef dem Präsidenten vor.

Italiens Koalition arbeitet an Gesetz zur Patientenverfügung
Nach dem Tod Eluanas will die italienische Politik jetzt zügig die prinzipielle Rechtslage zur Sterbehilfe klären. Sozialminister Maurizio Sacconi ließ verlauten, dass der feste Willen vorhanden sei, sich rasch auf eine Gesetzgebung über die Patientenverfügung zu einigen. "Ich hoffe, dass der Senat dem Land ein klares Signal geben wird. Einen weiteren Fall Eluana darf man nicht mehr zulassen", sagte Sacconi.

Die Opposition kritisierte Berlusconi wegen seines Angriffes auf Napolitano. Die Verbalattacke des Premiers laufe auf eine De-Legitimation der Figur des Staatspräsidenten hinaus, kritisierte die oppositionelle PD (Demokratische Partei, stärkste Oppositionspartei im italienischen Parlament).

Eluana wird sehr wahrscheinlich in der friaulischen Ortschaft Paluzza beerdigt werden, aus der die Familie Englaro stammt. Der Ort liegt keine 20 Kilometer von der österreichischen Grenze (Plöckenpass) entfernt. Dort sind auch ihre Großeltern begraben. Die Familie erklärte, es werde keine Trauerzeremonie geben. Die Beerdigung werde im engsten Kreis der Familie erfolgen. Noch unklar ist, wann Eluana beerdigt werden soll.

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