Markus Arndt, geboren am 14. September 1965 in Unkel am Rhein in der Nähe von Bonn (Deutschland), ist der zweite Wissenschafter nach dem Physiker Ferenc Krausz, der nach dem START-Preis auch den Wittgenstein-Preis erhält. Mit 43 Jahren ist Arndt auch einer der jüngsten Preisträger seit Bestehen des Programms. 1997 kam er als Postdoc zu Experimentalphysiker Anton Zeilinger nach Innsbruck und wechselte mit ihm auch nach Wien. Seit 2004 ist Arndt Professor für Quantennanophysik in der Gruppe Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation der Uni Wien.
Schwerpunkt der Arbeit des Physikers ist "Materiewellenphysik von Nanomaterialien". Hinter diesem sperrigen Titel verbirgt sich der Versuch der Wissenschafter, die Phänomene der Quantenwelt bei immer größeren Komplexen wie Atomen und Molekülen nachzuweisen. Ursprünglich wurde angenommen, dass die teils seltsam anmutenden Quanteneigenschaften auf kleinste Teilchen beschränkt sind.
Große Vorhaben
Mit dem Wittgenstein-Preis will Arndt versuchen, die Grenzen bezüglich Masse und Komplexität von Teilchen auszuloten, bei denen noch Interferenz nachgewiesen werden kann. "Wir wollen die Massegrenze um den Faktor 1.000 vergrößern", sagt Arndt. Dazu sollen Metall-Cluster verwendet werden, wozu aber noch neue Kühlmethoden für Moleküle entwickelt werden müssen, weil die Temperaturen für solche Versuche um einen Faktor 100 bis 1.000 gegenüber den bisherigen Experimenten gesenkt werden müssen.
Die Mittel des Wittgenstein-Preises sind Arndt aber auch in anderer Hinsicht willkommen. "Einige Diplomanden sind gerade fertig geworden, und die kann ich nun anstellen", sieht er die Auszeichnung auch als "Beschäftigungsprogramm für sehr gute Forscher". Mit ihnen will er auch erste experimentelle Hinweise weiterverfolgen, die zeigten, dass man Quantenmethoden verwenden kann, um an der Grenze zwischen Physik und Chemie Eigenschaften von Molekülen "auf neue Art und präziser als mit anderen Methoden vermessen kann". Weiters will er Oberflächenphysik mit Interferometrie verknüpfen - im Hinblick auf eine neue Art der Molekül-Lithographie. Das Ziel: Mit Hilfe der Interferenz Nano-Strukturen zu erzeugen.
Arndt sieht einen Teil der 1,5 Mio. Euro auch als "Seed Money", um "etwas ganz Neues zu beginnen und verrückte Ideen auszuprobieren". Etwa die Frage, wie Quantenphysik mit der Biologie zusammenhängt. "Zu diesem Thema gibt es weltweit nicht viele Arbeitsgruppen und noch weniger Experimente. Und auch wir werden uns erst einmal hinsetzen und lange nachdenken", sagte der Wittgenstein-Preisträger, der in der Auszeichnung den "wesentlichen Vorteil gegenüber allen anderen Förderungsformen" sieht, "dass er die Freiheit schafft, maximal flexibel auf neu aufkommende Ideen zu reagieren, wann immer sie reif werden".
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