Nanga Parbat
Kritik an Rettungsaktion am Nanga Parbat
Wer einen Achttausender besteigt, der weiß, was auf dem Spiel steht, machte De Stefani deutlich, der alle 14 Achttausender der Welt gemeistert hat. "Alpinismus ist eine Wahl, die man trifft, man ist kein Arbeiter, der zur Arbeit gehen muss, um Geld zu verdienen." Und auch Kehrer und Nones müssten sich ärgern, seien die Retter doch gekommen, ohne dass sie darum gebeten hätten, sagte er der Zeitung "La Stampa". "Dieses ganze Aufgebot beim Rettungseinsatz hatte fast einen militärischen Anstrich", meinte die Chefin der Zeitschrift "Alp", Linda Cottino: "Das sah mir ganz wie eine große Inszenierung für das Publikum aus." Die Aktion sei aber nicht ganz überflüssig gewesen. Sie sei psychologisch für die beiden Bergsteiger wichtig gewesen.
Die Kosten für die Bergung der Alpinisten übersteigen nach Schätzungen der Flugrettung 50.000 Euro. Der Sprecher des pakistanischen Flugrettungsdienstes Askari Aviation, Mohammad Ilyas, sagte, nach ersten Schätzungen seien die beiden Hubschrauber jeweils 24 bis 25 Stunden eingesetzt gewesen. Bei einem Stundensatz von 1.712 Dollar (1.088 Euro) pro Hubschrauber entstünden Kosten zwischen 82.176 und 85.600 Dollar (52.228 bis 54.404 Euro). Ilyas betonte, die genauen Einsatzzeiten der beiden Hubschrauber müssten noch berechnet werden.
Wer bezahlt Flugrettung?
Der Sprecher der italienischen Botschaft in Islamabad, Sergio Oddo, sagte, die Kosten seien noch unbekannt, aber auch "kein großes Thema". Die italienische Regierung werde den Großteil übernehmen. Fabrizio Romano vom Krisenmanagement des römischen Außenministeriums erklärte dagegen, die Kosten seien von einer Versicherung der Bergsteiger abgedeckt. Italien habe nichts bezahlt. Italienische Zeitungen bezweifelten dies und rechneten vor, dass die Versicherungsprämien für die Besteigung eines Achttausenders über den eigentlichen Kosten der Expedition liegen müssten.
Nach der Ankunft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad haben sich die beiden Bergsteiger bei den Helfern bedankt und der Familie ihres verstorbenen Bergkameraden Karl Unterkircher kondoliert. "Ich danke allen, die uns in den letzten Tagen beigestanden sind", sagte Walter Nones.
Nones: "Tragödie, dass wir guten Freund verloren haben"
"Im Gebirge ist es immer schwierig, solche Probleme zu lösen", so Nones. Bei einer Pressekonferenz mit dem zweiten Bergsteiger Simon Kehrer nannte Nones es "eine große Tragödie, dass wir unseren guten Freund verloren haben, einen großen Bergsteiger und den Chef unseres Teams. Wir sprechen der Frau und den drei Kindern unseres Freundes unser tiefes Beileid aus".
Auf die Frage, ob sie durch Extrembergsteigen nicht auch das Leben von Rettern gefährdeten, sagte Kehrer, auch er und Nones hätten bereits das Leben anderer Menschen gerettet. Kehrer betonte, er und Nones würden auch nach dem Drama nicht mit dem Bergsteigen aufhören. "Es ist eine Leidenschaft", sagte er. "Wir sind in Gottes Händen." Nones sagte, während des Dramas habe es den beiden Bergsteigern schon viel Hoffnung gegeben, den Hubschrauber zu hören. Der pakistanische Major Amir Masood, der den Hubschrauber zur Rettung steuerte, nannte die Mission am Freitag "ziemlich schwierig." Die beiden Bergsteiger wollen am Sonntag nach Italien zurückkehren.
"Das waren keine schönen Tage"
Die beiden Alpinisten und hatten nach ihrer Rettung vom Nanga Parbat in einer Internet-Videokonferenz am Donnerstag ihre dramatische Zeit auf dem Berg geschildert. "Das waren keine schönen Tage, aber dank unserer Kraft haben wir es geschafft, gesund und sicher ins Basislager zu gelangen", sagte Nones in der Schaltung aus seinem Hotel im pakistanischen Gilgit.
Nones und Kehrer erzählten auch vom Unfall ihres Kletter-Kollegen Karl Unterkircher, der bei der Besteigung des 8.126 Meter hohen Nanga Parbat im Himalaya über die bisher noch nicht erklommene Rakhiot-Eiswand abgestürzt war. Unterkircher sei im tiefen, weichen Schnee etwa 15 Meter tief in eine Felsspalte gefallen, sagten sie.
Leiche Unterkirchners bleibt am Nanga Parbat
"Dabei ist er mehrmals gegen die Felsen geschlagen. Wir haben ihn fast sofort gefunden, aber wir sahen gleich, dass wir ihm nicht mehr helfen konnten." Die Leiche Unterkirchers wird nach den Worten von Agostino da Polenza, der von Italien aus die Rettung geleitet hatte, am Nanga Parbat bleiben. "Wir müssten andere Leben riskieren, um ihn zu bergen und das ist unmöglich. Ich bin sicher, dass auch Karl es so gewollt hätte."
Neunthöchster Berg der Welt
Der Nanga Parbat ist mit 8.126 Metern der neunthöchste Berg der Welt. Sein Name in der Landessprache Urdu bedeutet "Nackter Berg". Wegen gescheiterter deutscher Expeditionen mit mehreren Opfern in den 30er-Jahren wird der Nanga Parbat auch "Schicksalsberg der Deutschen" genannt. Der Bruder Reinhold Messners, Günther Messner, starb 1970 am Nanga Parbat.
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