Für Sternderlgucker

Nostradamus – Die letzte Prophezeiung

Spiele
09.02.2008 13:31
Nostradamus' letzte Prophezeiung - dieser Titel verspricht Dramatik und Weltuntergangsstimmung. Dahinter verbergen sich allerdings weder Meteoritenhagel noch Dämonenhorden, stattdessen erwartet abenteuerhungrige Gamer die Geschichte eines von Verschwörern bedrohten Königssohnes - Astrologie und Runenkunde inklusive.

Hoher Besuch schneit mitten in der Nacht in Nostradamus' Haus: Die Königin höchstselbst braucht seinen Rat: Ihre Angestellten sterben wie die Fliegen. Der alte Mann verspricht, seinen Sohn César zu ihr zu schicken, doch der ist dummerweise gerade unabkömmlich und so muss Tochter Madeleine in die Rolle ihres Bruders schlüpfen.

Am Beginn steht daher die Suche nach allerlei Utensilien, um Madeleine optisch in ihren Bruder zu verwandeln - Perücke, Brille und Gewand sind vonnöten. Sind die eingesammelt, wird Madeleine damit Stück für Stück ausgestattet - ganz wie in einem Rollenspiel. Dann muss die erste Mixtur hergestellt werden, das ist allerdings mehr stumpfer Zeitvertreib als echte Herausforderung: Sind alle Zutaten gefunden, werden sie in einen Topf geworfen und gekocht - fertig. Falsch machen kann man dabei nichts, denn alle Zutaten sind im Übermaß vorhanden und im Notfall wird Misslungenes einfach weggeworfen.

Ist das Mädchen nicht mehr als solches zu erkennen, darf sie im Schloss die Befehle der Königin entgegen nehmen. Die hat einen Vierzeiler, geschrieben von Nostradamus, als schlechtes Omen empfangen und versucht den Sinn zu entschlüsseln. Klar ist nur so viel: Immer mehr Mitglieder ihres Hofstaates sterben. Der Bibliothekar musste als einer der letzten sein Leben lassen - vergiftet und dann auch noch begraben von einem angesägten Bücherregal. Während Madeleine aus den Aufzeichnungen des Mannes zur geheimnisvollen Prophezeiung schlau zu werden versucht, stirbt ein Wachmann. Doch wer steckt hinter den mysteriösen Morden?

Während die Geschichte mit dem Vierzeiler und dem Erstellen von Horoskopen, dem Zusammenhang zwischen den Sternzeichen der Ermordeten sowie undurchsichtigen Nebencharakteren spannend beginnt, lässt sie im Verlauf immer mehr nach. Nicht genug, dass einige Zusammenhänge ungeklärt bleiben oder schlicht unlogisch sind, wird die Story immer verworrener. So kann sich Nostradamus anfangs nicht daran erinnern, die Prophezeiung geschrieben zu haben. Dann kommen plötzlich zu allem Überfluss noch Runen ins Spiel, die der Gamer entschlüsseln muss - auf Französisch! Aus kryptischen Hinweisen schließlich ergibt sich der Name Madeleine auf wundersame Weise aus den Schriftstücken - etwas weniger in das Spiel gequetschte mystische Zusammenhänge hätten "Nostradamus" gut getan.

Grafisch ist das Game nicht schlecht anzusehen, doch das Dorf ist menschenleer - was mit einer fadenscheinigen Ausrede in der Vorgeschichte erklärt wird. Nur im Schloss trifft Madeleine auf ein paar wenige Personen, für eine königliche Familie ist das ein recht kleiner Hofstaat. So wirkt das Game über den Großteil der Spielzeit tot - der Sound kann dazu übrigens nicht viel Positives beitragen, auch wenn die Sprachausgabe gelungen ist.

Die Qualität der Rätsel schwankt: Tatorte untersuchen und die gebotenen Schlüsse daraus ziehen, Horoskope erstellen und Nostradamus' Arbeitszimmer in Ordnung bringen - letzteres ist eines der knackigsten aber fairsten Rätsel des Games - ist unterhaltsam. Brot backen und Tränke brauen dagegen wirkt ebenso einschläfernd wie die triste Spielwelt. Runen ins Französische übersetzen hingegen ist ärgerlich und ohne Lösung ein äußerst nerviges Unterfangen.

Das Ende des Games (inklusive sehr abrupt endender und dezent enttäuschender Schlusssequenz) bringt dann endlich wieder peppigere, lösbare Rätsel. Dass weder der verfolgte Königssohn noch die Verschwörer für den Spieler je auch nur annähernd greifbar werden - geschweige denn im Game überhaupt auftauchen - ist dagegen keine Freude.

Fazit: "Nostradamus - Die letzte Prophezeiung" ist leider nicht so spannend wie der Titel verspricht. Und auch die Geschichte rund um den bedrohten Königssohn bleibt mäßig aufregend, was vor allem daran liegt, dass man den Buben nie zu Gesicht bekommt - von einem grundsätzlichen Mangel an Nichtspielercharakteren einmal ganz abgesehen. Immerhin ist die Grafik ansehnlich und viele Rätsel gelungen, was das Game für Adventure-Fans, die in letzter Zeit nicht viel Neues geboten bekamen, interessant machen dürfte.

Plattform: PC
Publisher: Morphicon

Krone.at-Wertung: 70%

von Bernadette Geißler

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt