Am eigenen Leib

So lernen junge Pfleger das Altern

Wirtschaft
25.09.2015 17:34
Die Langzeitpflege älterer Patienten erfordert vor allem eines: Einfühlungsvermögen. So lernen junge Pfleger das Altern.

Der Rücken ist gekrümmt, die Gelenke steif. Eine spezielle Brille  trübt die Sicht, der linke Ellenbogen lässt sich nicht mehr richtig abwinkeln. Pflegeschülerin Isabella ist nur wenige Minuten in den "Alterssimulator" der Krankenpflegeschule am SMZ Ost geschlüpft. Und stöhnt bereits. "Man sieht schlecht, hört fast nichts. Die paar Meter am Gang waren schon mühsam."

Bewusstsein schaffen für die Leiden älterer Menschen. Das steht für Direktorin Michaela Dorfmeister ganz oben auf dem Lehrplan. "Junge Menschen im Spital haben meist eine einzelne Krankheit. Ältere Menschen jedoch kommen oft mit einer Vielzahl von Problemen zu uns, auf die wir individuell eingehen müssen."

Mehr Zeit zum Kennenlernen
Für Alexandra, 21, liegt genau darin der Reiz der Langzeitpflege. "Mit älteren Patienten kann man mehr Zeit verbringen als auf Intensivstationen. Man baut eine stärkere Beziehung auf."  Eine besondere Herausforderung sind Demenzstationen. Die Patienten verstehen oft nicht, was passiert, warum sie behandelt werden müssen. Doch auch dort lassen sich - mitunter mit pelzigen Hilfsmitteln - gute Erfolge erzielen.

"Mit älteren Patienten hat man viel Zeit zum Üben. Und es gibt kaum etwas Schöneres, als zu sehen, wie Menschen verloren geglaubte Fähigkeiten zurückerlangen", schwärmt Alexandra.

Lernen mit Simulationspatienten
Nicht nur an lebensechten Puppen, sondern auch an sogenannten Simulationspatienten lernen Schüler der Diplompflegeausbildung, wie sie sich in einer Beratungssituation professionell verhalten. Dabei spielt eine Person anhand eines vorher festgesetzten "Regieheftes" einen Patienten mit einem bestimmten Leiden. Der Pfleger kümmert sich um die Person und wird dabei gefilmt, per Videoanalyse wird anschließend die Beratung besprochen.

"Paro" nach Tsunami-Katastrophe im Pflegeeinsatz
Als japanische Forscher 2011 einen Weg suchten, traumatisierte Kinder nach Fukushima aus ihrem Schock zu holen, erfanden sie kurzerhand die Roboter-Robbe "Paro". Diese reagiert auf Stimmen und Bewegungen und wurde im Rahmen  eines schulautonomen Projektes auch auf der Demenzstation im Pflegewohnhaus Donaustadt eingesetzt.  Pflegeschüler Richard berichtet dabei von guten Erfolgen. "Die Patienten kommunizierten plötzlich wieder", so Richard. "Das Kindchen-Schema der Robbe löste positive Emotionen aus."

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Und demnächst in unserer Serie "Job der Zukunft - Wege in den Pflegeberuf": Mit angehenden Krankenpflegern auf Besuch in einem Pflegewohnhaus

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