Aktivisten drehen auf

Schlachttransporter mit 500 Hunden in China gestoppt

Ausland
18.04.2011 10:50
In China sorgen Tierschützer zunehmend für Schlagzeilen. Am Wochenende hat eine Aktivisten-Gruppe ihren bisher größten Coup gefeiert. Rund 200 Demonstranten stoppten am Freitagabend einen Lkw-Convoi, der rund 500 großteils gestohlene Hunde zur Schlachtbank transportieren sollte. 15 Stunden lang dauerten die Verhandlungen mitten auf der Stadtautobahn, ehe die Tiere befreit wurden.

Nicht nur Menschenrechte und das Recht auf freie Meinungsäußerung, auch Tierschutz bzw. artgerechte Haltung werden in der Volksrepublik nicht gerade großgeschrieben. China erlebt aber seit ein paar Jahren einen Haustier-Boom, wohl deswegen scheint die Aufmerksamkeit zu wachsen. Über die Aktion mit dem Schlachttransporter berichteten am Montag sogar die chinesischen Staatsmedien und steigerten dabei die offizielle Zahl von 430 geretteten Hunden auf gleich 530 Vierbeiner.

Ausgelöst hatte die Aktion, die in der Nacht auf Samstag einen 15-stündigen Stau auf einer Stadtautobahn in Peking produzierte, ein tierliebender Autofahrer. Der Mann habe den Lkws den Weg abgeschnitten und dann via Internet seine Freunde alarmiert. Binnen kürzester Zeit hätten sich 200 Tierschützer vor den Lastwagen positioniert und mit Megaphonen die Freilassung der Tiere gefordert, die in mit Stahlgittern abgetrennten Abteilen eingepfercht waren.

"Schlachthunde" trugen noch Namensschilder
Nach 15 Stunden wurden sich die Demonstranten mit dem Transportunternehmen - die Überstellungsfahrt war genehmigt und aus Sicht der Behörden rechtens - einig. Für 115.000 Yuan, umgerechnet rund 12.000 Euro, kauften sie dem Spediteur die Hunde ab. Laut Angaben der Tierschützer entpuppte sich der Großteil der Vierbeiner als gestohlen, viele hatten noch Namenshalsbänder.

Fürs Erste wurden die Hunde in Tierheim nahe Peking gebracht, ihre Besitzer können sie dort abholen bzw. werden für die gesunden Hunde neue Herrchen gesucht. Einige Dutzend Hunde, die beim Transport verletzt wurden, werden von den Tierschützern noch gesund gepflegt.

Hundefleisch wärmt den Körper
Der Genuss von Hunde- und Katzenfleisch ist in China nach wie vor weit verbreitet, wird aber durch einen Haustier-Boom zunehmend geächtet. Die Gerichte fördern die Körperwärme, heißt es in der chinesischen Heilkunde. Hundefleisch ist daher gerade im Winter eine besonders beliebte Kost. Zuchtfarmen oder eigene Verarbeitungsbetriebe gibt es dabei allerdings nicht, der Bedarf wird durch streunende Tiere gedeckt bzw. machen Hundediebe, wie im Fall des Lkw-Konvois, der Restaurantbetreiber in der nordöstlichen Provinz Jilin beliefern sollte, damit ihr Geschäft.

Laut chinesischen Medien überlegt die Regierung schon seit Längerem ein Verbot der Hundeschlachtung - dies allerdings nicht so sehr aus Tierschutzgründen: Es würde das Image Chinas verbessern, wenn man die Gastronomie der Volksrepublik nicht unbedingt als Erstes mit Dackel, Schäfer und Pudel assoziieren würde.

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