Radikaler Plan

Griechen-Rückkehr zur Drachme schon zu Weihnachten?

Ausland
07.11.2011 11:02
Kehren die Griechen zur Drachme zurück? Vor Kurzem war dieses Thema noch tabu, doch mittlerweile rechnen selbst die größten Optimisten mit einem derartigen Szenario. Renommierte Experten haben bereits ausgearbeitet, wie der Euro-Ausstieg klappt. In ihrem radikalen Plan werden die Vermögen der Griechen zu Weihnachten umgestellt, anschließend folgt eine massive Abwertung der neuen Währung. Währenddessen riegelt die Armee die Grenzen ab.

Es ist ein Schock-Szenario, das Experten in diesen Tagen malen. Wenn die neue griechische Übergangsregierung die von EU, EZB und IWF geforderten Sparbemühungen nicht endlich voranbringt, dann drehen die Retter den Geldhahn für immer zu. Die Folge: Mitte Dezember sind die Griechen pleite.

Laut Experten birgt der krasse Schritt aber auch eine Chance. Denn dann würde das hoch verschuldete Land wohl endlich wieder zur Drachme zurückkehren. Das fordern Wirtschaftsweise ohnehin schon lange. Manche haben bereits drastische Pläne für die Umstellung in der Schublade und meinen sogar zu wissen, dass die Reform zu Weihnachten fix kommen wird - in einer Nacht-und-Nebel-Aktion.

"Löhne müssen um die Hälfte sinken"
Für Hans-Werner Sinn, Präsident des renommierten Münchener ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, wäre dieser Schritt vor allem hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit schlau. "Die Griechen müssten ihre Löhne um die Hälfte senken. Das geht nur durch Austritt und Abwertung", sagte er der Wirtschaftswoche.

Und auch im Nachrichtenmagazin Spiegel zeichnet er ein deutliches Szenario. "Mit dem Euro kommen die Griechen nie wieder auf einen grünen Zweig." Für die von ihm geforderte Währungsumstellung müssten die griechischen Banken für eine Woche geschlossen werden. In dieser Zeit würden alle Konten auf die Drachme umgestellt werden. Anschließend wird die Drachme zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit drastisch abgewertet - laut Bankstudien um bis zu 60 Prozent. "Es gibt ein lokales Gewitter, doch dann scheint wieder die Sonne", so Sinn.

Armee soll nach Rückkehr zur Drachme Grenzen abriegeln
Drastischer fällt die Einschätzung von Manfred Neumann aus, Währungsexperte an der Universität Bonn. Ebenfalls gegenüber der "Wirtschaftswoche" redet er von geheimen Regierungsvorbereitungen in Athen zur Währungsumstellung. Pünktlich zu Weihnachten solle es zum Überraschungs-Coup kommen. Sobald die Drachme wieder eingeführt wurde, werden für einige Tage alle Auslandsüberweisungen verboten, um einen Abfluss des Geldes zu verhindern. Das Land müsse in dieser Zeit per Notstandsverordnung regiert werden.

Außerdem müsste man Griechenland während der Umstellungsphase für einige Tage abschotten, sämtlicher Grenzverkehr - auch der touristische - werde unterbunden. "Die Armee müsste die Grenzen des Landes überwachen, damit niemand versucht, sein Euro-Bargeld aus dem Land zu schmuggeln", so Neumann. Das Drucken der neuen Geldscheine sei laut seiner Einschätzung in etwa drei Tagen zu bewerkstelligen. Notfalls könne die Regierung aber auch erst einmal die Euro-Scheine zu Drachmen "umstempeln" und als neues Zahlungsmittel in Umlauf bringen.

EU würde Griechen den Euro-Abschied mit Milliarden versüßen
Juristisch dürfte sich der Plan jedenfalls umsetzen lassen. Zwar darf Griechenland eigentlich nicht aus der Euro-Zone aussteigen, doch mittlerweile dürften die anderen Staaten der Währungsunion wohl nichts mehr dagegen haben, wenn sich das Sorgenkind verabschiedet. Im Gegenteil: Nach Einschätzung von Experten würden die EU-Staaten den Griechen ihren Abschied sogar noch versüßen. Und zwar durch eine kräftige Kapitalspritze für die Banken des Landes, die unter einer Rückkehr zur Drachme erheblich leiden würden.

Kuriosum am Rande: Die griechische Bevölkerung, die seit Monaten gegen die notwendigen Sparpakete auf die Barrikaden gehen, ist vehement gegen eine Rückkehr zur Drachme, die den Spar- und Reformdruck von dem Land nehmen würde. Laut einer Umfrage der Zeitung "Protothema" sprechen sich 78 Prozent für den Verbleib beim Euro aus. Nur elf Prozent wollen ihre alte Währung zurück.

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