"Tickende Zeitbombe"

Volksanwalt übt harte Kritik an Flüchtlingshalle

Österreich
09.12.2015 11:48
Volksanwalt Günther Kräuter hat am Mittwoch die Unterbringung von jungen Flüchtlingen in der ehemaligen bauMax-Filiale im steirischen Leoben kritisiert. Eine Kommission stellte ihm zufolge "gravierende Missstände" fest. Kritisiert werden "starker Alkoholkonsum" und die "unerträgliche Kälte" in der Halle. "Massenquartiere für Jugendliche sind eine tickende Zeitbombe", so Kräuter.

"Wenn traumatisierte Jugendliche ohne Tagesstruktur, Betreuung und Beschäftigung auf engstem Raum sich selbst überlassen werden, sind gefährlich eskalierende Situationen geradezu vorprogrammiert", teilte die Kommission der Volksanwaltschaft mit. Das Zwischenquartier sei für die 300 dort untergebrachten Flüchtlinge "völlig ungeeignet", wie eine unangekündigte Kontrolle ergeben hätte.

"Behörde muss reagieren"
Die Experten stießen laut Kräuter unter den Jugendlichen zudem auf Alkoholprobleme und massive ethnische Konfliktpotenziale. Die Kälte in der ehemaligen Lagerhalle sei für die anwesenden Kleinkinder unerträglich, dasselbe gelte für den nächtlichen Lärmpegel. "Die Behörde muss reagieren, das ist nicht weiter zu verantworten", sagte Kräuter.

Kritik an Mitarbeitern der Betreuungsfirma
Verärgert zeigte sich der Volksanwalt auch darüber, dass der Expertenkommission von Mitarbeitern der Betreuungsfirma der Einblick in Unterlagen und sogar Gespräche verweigert worden seien. Kräuter: "Wir werden die Innenministerin ersuchen, umgehend Veranlassungen zu treffen, dass die Kommissionen der Volksanwaltschaft ungehindert ihrer Aufgabe nachkommen können."

Innenministerium will "im Rahmen des Möglichen handeln"
Die Kommission warnte angesichts "ständiger nächtlicher Polizeieinsätze" vor weiterer Eskalation und forderte Abhilfe. Eine Personalaufstockung und ein Deeskalationsprogramm seien erforderlich. Seitens des Innenministeriums hieß es, dass sich rund 40 Personen um die Betreuung der Menschen in der Halle kümmern. Laut Sprecher Karl-Heinz Grundböck wolle man sich die aufgezeigten Probleme anschauen und "im Rahmen des Möglichen handeln".

Großquartier in Leibnitz geplant
Nachdem das Durchgriffsrecht des Bundes in Leoben zur Einrichtung des Großquartiers in der alten Baumax-Filiale geführt hatte, könnte ähnliches auch im steirischen Bezirk Leibnitz bevorstehen. Das ehemalige Hotel Hasenwirt in der Gemeinde Seggauberg wird derzeit vom Bund als Großunterkunft für Asylwerber ins Auge gefasst. Vom Innenministerium hieß es am Mittwoch, dass das Hotel noch geprüft werde, ebenso wie andere mögliche Standorte.

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