krone.at-Interview

Dobnik: “Als Novota kam, wurde es kurz finster”

Sport
15.04.2013 09:50
"Kleiner" Mann ganz groß - auch eine für Torleute nicht ideale Größe von 1,80 Metern hindert Christian Dobnik nicht daran, dem Wolfsberger AC als einer der stärksten Goalies Österreichs den Weg in Richtung Europacup zu ebnen. krone.at traf den 26-Jährigen in Kärnten, wo er über die Gründe für die derzeitige Stärke des WAC genauso parlierte wie über seine Abneigung, sich selbst hervorzuheben, Coach Nenad Bjelica, das Thema Nationalteam, die Wichtigkeit der Größe für einen Tormann und darüber, wieso er nichts für die Pleiten des FC Kärnten und des FC Lustenau kann.

krone.at: Bestes Team im Frühjahr, sogar vor dem designierten Meister Austria Wien – was hat euch Coach Nenad Bjelica im Winter zu essen gegeben, dass der WAC im Jahr 2013 so stark ist?
Christian Dobnik: Viel war's vor allem! Im Trainingslager in Novigrad etwa haben wir, glaube ich, viermal am Tag gegessen. (lacht) Nein, ernsthaft: Es passt zurzeit einfach alles, wir agieren gut am Platz, wir sind sehr konzentriert, zeigen wirklich guten Einsatz und das nötige Glück kommt auch noch dazu.

krone.at: Was im Frühjahr auffällt, ist, dass ihr weniger Tore bekommt. Nur Zufall?
Dobnik: Naja, wir hatten einfach extrem viele Spiele in der Vorbereitung, zwölf glaube ich. Und an jedem Tag, an dem wir spielen, entwickeln wir uns weiter, als Einzelne und auch als Team. Deswegen stehen wir kompakter und lassen weniger zu als noch in der Hinrunde.

krone.at: Vergangene Saison war die Admira als Aufsteiger so etwas wie der "Partycrasher", heuer rührt der WAC heftig um – wieso sind Neulinge in der Bundesliga derzeit so extrem erfolgreich?
Dobnik: Puh, das ist schwer zu sagen. Also ich denke, dass konkret wir uns mit den Einkäufen vor Saisonbeginn, mit Thonhofer, Liendl, De Paula usw., punktuell sehr gut verstärkt haben. Und wie wir gegen die Austria gezeigt haben, können wir derzeit in 90 Minuten jeden schlagen. Wir greifen viermal an und machen drei Tore, das ist im Moment unsere besondere Qualität.

krone.at: Qualität ist ein gutes Stichwort: Was entspricht dem WAC eher, Platz sieben über den Winter oder Platz eins jetzt im Frühjahr?
Dobnik: Das kann man erst nach 36 Spieltagen sagen. Im Fußball geht's so schnell, heute bist du "hui", morgen "pfui". Im Moment läuft's einfach, weißt, und man sollte da nicht allzu viel über das Ganze nachdenken. Es gibt nicht wirklich viele Geheimnisse im Fußball, es gibt einfach nur harte Arbeit, den Glauben und den Willen – wenn man das einbringt, dann ist das schon die halbe Miete.

krone.at: Die Admira hat es in ihrer Aufstiegssaison in die Europa League geschafft – wie realistisch ist so ein Szenario für den WAC?
Dobnik:(denkt lange nach) Zu schaffen ist es sicher. Wir liegen vier Punkte hinter dem Dritten und sind im Cup auch noch dabei, das heißt, wir haben zwei Möglichkeiten, das Ganze zu schaffen. Vielleicht reicht ja sogar der fünfte Platz in der Liga. Aber das sind nur Denkspiele.

krone.at: Abgesehen davon, ob ihr es schafft: Seid ihr europacuptauglich?
Dobnik: Wenn wir die Saison so abschließen, dass wir uns für den Europacup sportlich qualifizieren, dann sind wir's.

krone.at: "Auswärtstauglich" seid ihr schon jetzt, wie erklärst du dir eigentlich eure Auswärtsstärke?
Dobnik: Das hängt mit unserer Stärke im Konter zusammen, das ist eine Qualität, mit der die Gegner schwer zurechtkommen. Wir sind eine Mannschaft, die bei Ballgewinn so schnell wie möglich auf den Endzweck aus ist, die Bälle nicht lange haltet, sondern immer die Tiefe sucht. Da tut man sich auswärts sicher leichter, denn wenn der Gegner das Spiel zu machen versucht, kommt man einfach zu mehr Chancen.

krone.at: Wenn man den Erfolg des WAC begründen will, kommt man an Nenad Bjelica nicht vorbei. Was zeichnet euren Coach aus?
Dobnik: Er kann gut mit Menschen, den Gegner gut lesen, die Qualität des Gegners erkennen und er gibt uns immer taktische Hinweise und Anweisungen, wie wir einen Gegner schlagen können, wo er Qualität hat und wie er spielt. Der Coach gibt außerdem jedem die Chance, sich zu präsentieren - auch den Spielern, die auf der Bank bzw. auf der Tribüne sitzen. Für ihn zählt nur Qualität - nicht mehr und nicht weniger.

krone.at: Der Coach hält dich für eines der größten österreichischen Tormanntalente – und auch reif fürs Nationalteam. Hat er recht?
Dobnik: Naja, "Talent". Ob man mich mit 26 Jahren noch "Talent" nennen kann, weiß ich nicht. (lacht) Ich sag' mal so: Ich weiß schon, was ich kann und was ich leiste. Aber meine Hauptaufgabe habe ich zunächst mal hier beim WAC und da muss ich schauen, dass ich meinen Job gut erledige. Wenn dann etwas aus Richtung des ÖFB kommt.

krone.at: Und ist schon was gekommen aus dieser Richtung?
Dobnik: Also ich weiß von nichts. (lacht) Sicher, es wäre eine riesengroße Ehre für mich, für mein Heimatland zu spielen und vor allem auch eine Anerkennung für meine Leistungen.

krone.at: Bevor ich nach Wolfsberg gekommen bin, habe ich mich unter Bekannten umgehört, die sich allesamt an keine groben Patzer von dir erinnern können.
Dobnik: Ich schon...

krone.at: Doch?
Dobnik: Jaja, ich kann mich schon an ein, zwei Patzer erinnern, etwa beim 3:2 daheim mit Wolfsberg gegen Grödig.

krone.at: Ein Sieg war's dann ja eh trotzdem...
Dobnik: So ist es! Ich bin in die Kabine reingegangen und habe kurz mal gelacht. Das waren Bälle, die reingeschlagen worden und mir durch die Füße gerutscht sind, hinter mir hat sie dann einer ins leere Tor geschossen. Das passiert, deswegen werde ich mir nicht wirklich lange den Kopf zerbrechen, denn ich weiß ja, was ich falsch gemacht habe. Es zermürben mich eher die Tore, bei denen ich vielleicht eine Chance gehabt hätte, den Ball zu halten. Das Abschalten ist nach so einem Gegentor schwieriger, als nach einem wirklichen Patzer.

krone.at: Nicht nur in der Frühjahrstabelle ist der WAC ganz vorne, sondern auch in jener die Torhüter-Paraden betreffend – du musstest demnach fast doppelt so oft einem Ball hinterherhechten, wie Salzburg-Goalie Alex Walke – vor diesem Hintergrund: Wie wichtig siehst du dich selbst für den Erfolg Wolfsbergs?
Dobnik: Ich sag' mal so: Wir sind immer elf Leute am Platz, wir gewinnen und verlieren zusammen. Es sollte nie ein Spieler herausgehoben werden aus einer Mannschaft, das ist für mich einfach nicht mannschaftsdienlich. Im Endeffekt stehen da elf Mann unten und alle elf sind dafür verantwortlich, dass defensiv und offensiv gearbeitet wird. Ja, ich gebe alles im Tor und versuche, alles zu halten, was auf mich zukommt. Allein kannst du vielleicht einmal ein Spiel gewinnen, aber eine Meisterschaft oder einen zweiten oder dritten Platz kann nur eine Mannschaft schaffen.

krone.at: Es gab da im Frühjahr einen Moment, da standen du und dein Rapid-Kollege Jan Novota bei einem Eckball für Rapid unmittelbar nebeneinander im Fünfer – der eine 1,80 Meter groß und der andere 1,99 Meter. Wie oft musstest du dir in deiner Karriere schon anhören, für einen echten Klassegoalie wohl zu klein zu sein?
Dobnik: Naja, das war schon kurz ein seltsamer Moment. Als Novota da in den Fünfer kam, wurde es kurz finster, da habe ich unter den Achseln zu ihm hochgeschaut und mir gedacht: "Bist du groß!" Jeder Tormann hat seine Qualitäten und ich versuche, meine Qualitäten hervorzuheben, vor allem meine schnellen Füße. Für mich ist nicht groß oder klein wichtig, sondern gut oder schlecht, und nicht alt oder jung, sondern gut oder schlecht, nicht dick oder dünn, sondern gut oder schlecht.

krone.at: Worauf kommt's an, um nicht im Luftkampf gegen einen 2-Meter-Prügel abzustinken?
Dobnik: Das ist eine reine Timing- und Mut-Sache. Man muss einfach eiskalt sein, wenn man hinausgeht und einfach alles wegräumen, was daherkommt.

krone.at: In einem Interview hast du dich mal in die Nähe des schrulligen TV-Ermittlers "Monk" gestellt – was sind so deine Schrullen?
Dobnik: Ich bin sehr genau, eher perfektionistisch veranlagt, sehe vieles. Auch so, wenn ich mit Menschen rede: Da nehme ich vierob gesagt. Wenn sich Kleinigkeiten im Umfeld ändern, merke ich das einfach.

krone.at: Ist das auch störend, wenn sich etwas verändert?
Dobnik: Nein, es ist ja nur ein Auffallen. Letztens haben auf der Tribüne drei Sitzschalen gefehlt, das habe ich sofort bemerkt. Ich bin heraus aus der Kabine und habe sofort gespürt, dass da irgendwas nicht passt. Aber das belastet mich jetzt nicht. (lacht) Der Monk hätte sofort einen Schraubenzieher ausgepackt und die Sitze hineingeschraubt, nein, so bin ich nicht.

krone.at: Noch eine Abschlussfrage: Du warst sowohl beim FC Kärnten als auch beim FC Lustenau engagiert, beides Klubs, die finanzielle Probleme hatten bzw. haben – wie viel verdienst du um Gottes Willen?
Dobnik: Zahlen werde ich dir jetzt nicht sagen...(lacht) Nein, es war und ist nicht so viel, dass die Klubs da pleitegehen hätten müssen.

krone.at: Muss man sich also um den WAC keine Sorgen machen?
Dobnik: Wegen mir jedenfalls nicht, vielleicht wegen anderer. Ich kann ja nicht genau sagen, was die verdienen (zwinkert). Nein, unterm Strich steht der Verein finanziell sehr gut da: Wir haben einen Präsidenten, der hinter dem Verein steht, der einen unbedingten Willen hat, und auch sonst passt das ganze Umfeld einfach.

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(Bild: KMM)



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