Das freie Wort

Das Recht des Stärkeren

Zu Beginn des Ukraine-Krieges erklärte unser Bundeskanzler theatralisch: „Es darf nicht das Recht des Stärkeren gelten, sondern die Stärke des Rechts.“ Klingt gut, ist aber leider nicht so, und das wird an zwei Beispielen in der „Krone“ vom vergangenen Dienstag eindrucksvoll bewiesen. Einmal das Vorgehen Frankreichs im Kontext der Atomenergie. Obwohl sich viele Mitgliedsstaaten der EU gegen diese nicht ganz ungefährliche Art der Energiegewinnung ausgesprochen haben, sieht es vermutlich bald ganz anders aus. Im Artikel „Macrons eiserner Atompakt“ beschreibt Mark Perry ausführlich den Plan des französischen Präsidenten. Aufgrund der extremen Abhängigkeit Frankreichs vom Atomstrom schmiedet er klammheimlich eine Allianz der Nuklearbefürworter. Vergleichsweise kleine „Atomkraftgegner“ wie Österreich, Portugal und Luxemburg u. a. können sich zwar kurzfristig medial und publikumswirksam dagegen wehren, ändern wird es aber sicher nichts. Das stärkere Frankreich wird sich ungeachtet diverser Verträge und Abkommen mit Sicherheit durchsetzen. Das zweite Beispiel für das Recht des Stärkeren kündigt Kurt Seinitz in seiner Kolumne „Klartext“ unter dem Titel „Wie lange hält die Solidarität?“ an. Sollten nämlich in den USA bei den nächsten Wahlen die Republikaner den augenscheinlich sehr angeschlagenen Präsidenten Joe Biden ablösen, wird es vermutlich sehr rasch mit der Militärhilfe an die Ukraine vorbei sein. Ganz Europa wäre aufgeschmissen, wie es Herr Seinitz treffend formuliert, und Russland würde den Frieden diktieren. Der Stärkere hätte sich dann wieder einmal durchgesetzt, und die Allerstärksten, nämlich die USA, wären die ganz großen Gewinner. Nehmen wir endlich zur Kenntnis: Seit es Menschen gibt, gilt in letzter Konsequenz immer das Recht des Stärkeren, und die Schwächeren sollten mit viel diplomatischem Geschick das Beste daraus machen. Leider ist da bei den gegenwärtigen Brüsseler Entscheidungsträgern noch sehr viel Luft nach oben.

Alexander Neumann, Grünbach am Schneeberg

Erschienen am Do, 9.3.2023

Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
Voriger Tag

Fr., 27. Jun. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
  • Gerhard Forgatsch

    Der 5-Prozent-Wahnsinn

    Jubelstimmung in Europa. Es ist vollkommen unverständlich, warum sich alle Politiker über den Aufrüstungs-Irrsinn freuen. Was gibt es da zu jubeln? ...
  • Ingo Fischer

    Europas Unterwerfung

    Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Zu dem, was der NATO-Gipfel in Den Haag bedeutet, hat NATO-Generalsekretär Mark Rutte in ...
  • Dr. Wolfgang Geppert

    Zeitung gegen Orientierungslosigkeit

    In der „Krone bunt“ vom 22. Juni gibt es die Familie Thunberg gleich im Doppelpack. Während Bruno Haberzettl die 22-jährige Greta aufs Korn nimmt, ...
  • Ulrike Hirschbrich

    Ferien – und wohin mit den Kindern?

    Pädagogen haben das Glück, gemeinsam mit ihren Kindern einen schönen, unbeschwerten Sommer zu genießen. Alle anderen Berufsgruppen bekommen den ...
  • Christian Stafflinger

    Ganz nach Trumps Geschmack

    Ein vor völliger selbstverliebter Selbstüberschätzung strotzender US-Präsident Donald Trump ist der Welt fast als Standard bekannt. Aber ein bestens ...
  • Wilhelm Lobmaier

    Aufrüstung

    Die NATO rüstet auf, alles wegen eines Kriegs, den die NATO kräftig mitverschuldet hat. Ohne den Erweiterungswahn der NATO gäbe es den Krieg in der ...
  • Helmut Pfeiffer

    Armes Europa

    Also wie sich die europäischen NATO-Partner beim US-Präsidenten eingeschleimt haben, war schon mehr als peinlich! Anstatt geschlossen Stärke zu ...
  • Mag. Hans Rankl

    Neue Railjets

    Die Fahrgäste auf der Westbahnstrecke werden sich freuen, wenn ab Ende 2026 14 neue Doppelstock-Railjets mit je fast 500 Plätzen für einen ...
  • Franz J. Kronabether

    Pharisäer mit Schlips

    Georg Knill bekräftig seine Meinung, dass das Pensionsantrittsalter auf 68 Jahre anzuheben sei. Dabei vertritt er jene Unternehmen, die größtenteils ...
  • Marjan Pandel-Nittnaus

    Pack die Badehose ein

    Endlich ist vorbei – die ganze Lernerei. Statt Mathe, Schularbeit und Test kommt das große Ferienfest; denn Schüler, Lehrer lieben sehr Sonne, ...
  • Wolfgang Langthaler

    Wien verliert Nr. 1 im „Ranking“

    Da haben wohl die Juroren für ihre Bewertung doch glatt einmal den 1. Bezirk verlassen, um sich auch in den Randbezirken ein Bild von der angeblichen ...
  • Helga Marsteurer

    Der tägliche Hitzealarm

    .von früh bis zum Abend. Liebe Experten, Moderatoren und sonstige . schaut auf den Kalender! Es ist Sommer!
  • Rudolf Danninger

    Verkehrslärm

    Verkehrslärm schadet vor allem auch den jungen Menschen. Laut Europäischer Umweltagentur sind Kinder und Jugendliche besonders anfällig für ...
Voriger Tag

Fr., 27. Jun. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt