Das freie Wort

Der italienische Weg

Langsam, aber sicher droht es die vorerst noch türkise ÖVP zu zerreißen – all die Chats und vermutlich noch viele weitere, extrem kompromittierende Gespräche unter den Parteigranden haben das Branding („Markenzeichen“) ÖVP mittlerweile derart negativ besetzt, dass damit sicherlich während der kommenden fünf bis zehn Jahre keine Wahlen mehr gewonnen werden können. Selbst bei den eigenen einfachen Parteimitgliedern und all den Arbeitsbienen, die diese Partei bisher am Laufen hielten, herrschen zunehmend Frustration, Verwirrung und Verzweiflung. Wie soll das noch alles weitergehen, und wo wird das enden? All die Ideale, für die die VP stand und steht, sind ins Schlittern geraten. Es zeichnet sich bereits am Horizont der sogenannte italienische Weg ab, der da lautet: „Man muss eine alte, korruptionsverseuchte, aber staatstragende Partei auflösen und unter einem neuen Namen mit komplett neuen Leuten neu gründen.“ Dies geschah Anfang 1994 in unserem Nachbarland Italien. Die seit Kriegsende in Italien extrem wichtige konservative Democrazia Cristiana (DC) war damals heillos im Korruptionssumpf untergegangen und musste auf Druck der eigenen Mitglieder aufgelöst und neu gegründet werden. Man erfand einen neuen Namen, was aber in weiterer Folge nicht verhindern konnte, dass sich die DC in drei kleinere Parteien aufspaltete, die sich alle als deren Erben bezeichneten. Ich denke, dass der skandalgebeutelten ÖVP wohl ein ähnliches Schicksal bevorsteht. Ihre bisherigen Wählerinnen und Wähler werden selbstverständlich auch weiterhin konservativ eingestellt bleiben, jedoch werden andere, teils noch neu zu gründende Parteien deren Stimmen bei kommenden Wahlen lukrieren. Das Wichtigste dabei wird jedenfalls sein, bei den Wählerinnen und Wählern nachhaltig verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen. Spannende innenpolitische Jahre stehen unserem Land bevor.

Martin Krämer, per E-Mail

Erschienen am Fr, 11.2.2022

Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
navigate_before
today

So., 28. Apr. 2024

arrow_drop_down
navigate_next
  • Helmut Speil

    Eintrittsgeld

    Venedig, eine wunderschöne und sehenswerte Stadt, verlangt nun 5 Euro Eintritt, um dieses Juwel noch lange Zeit zu erhalten. Doch erboste Nebochanten ...
  • Karl Aichhorn

    Sollen wir jubeln?

    Sollen wir jubeln und in Euphorie schwelgen, wenn jetzt „endlich“ der US-Senat grünes Licht für Waffenlieferungen in zig Milliardenhöhe für die ...
  • Gerda Lohnauer

    Längere Öffnungszeiten

    Es gibt keine zusätzlichen Arbeitsplätze bei längeren Öffnungszeiten. Abgesehen davon bekommt man im Handel kein Personal, schon gar nicht für ...
  • Heinz Vielgrader

    Kauflustige Touristen

    Auch wenn die Marxisten noch so dagegen schreien, der Vorstoß für geöffnete Einkaufssonntage ist zu begrüßen. Überhaupt jetzt in unserer angespannten ...
  • Franz Köfel, Ex-UN-Soldat

    Gazastreifen

    Im Rahmen meines UN-Einsatzes am Golan war es für mich kein Problem, wie angeordnet, dort unparteiisch und sachlich zu agieren. Auch nach dem ...
  • Monika Wurzenberger

    Klimakleber

    Die Klimakleber melden sich zurück. Absurderweise ist es jetzt wohl wieder warm genug. Der Klimawandel war dann über den Winter auf Urlaub. Ich hege ...
  • Oberst i.R. Kurt Gärtner

    Gedanken über die Sicherheit Österreichs

    Österreichs Sicherheit hängt von fünf Faktoren entscheidend ab. Die militärische Sicherheit wird von der NATO stark beeinflusst, da sie die ...
  • Peter Klatzer

    Sky Shield & Neutralität

    Die negativen Lesermeinungen zu diesem Thema dürfen nicht unwidersprochen bleiben! Sky Shield ist ein Abwehrsystem und entspricht sehr wohl der ...
  • Paul Glattauer

    ÖVP warnt vor Öxit mit Kickl

    EU-ÖVP Spitzenkandidat Lopatka und Bundeskanzler Nehammer schießen sich auf FPÖ-Chef Kickl ein, unter dem Slogan „Öxit kommt unter Kickl sicher“. ...
  • Ing. Hans Peter Jank

    Trauerspiel

    Es ist Wahlkampf, Politiker reißen sich um TV-Auftritte, mit einem gut bezahlten Gefolge ziehen sie durch die Lande und versprechen dem Wahlvolk das ...
  • Peter Blaschek

    „Wien, Wien, nur du allein“

    In Wien leben ziemlich genau 21% der Bevölkerung von Österreich, aber 75% aller Asylwerber im Land. Warum ist das so?Das liegt ganz klar auf der ...
  • Christian Uhl

    Julia Herr versus Mark Mateschitz

    Mateschitz jun. zahlt jährlich rund 500 Millionen Euro Steuern hier in Österreich! Entsprechend schafft und sichert er Arbeitsplätze, die wiederum ...
  • Friedrich Engelmann

    E-Autos

    Hier wurde alles falsch gemacht. Diese Autos müssten völlig neu konzipiert werden. Viel kleiner, viel leichter. Ein SUV mit E-Motor ist Unsinn. Die ...
  • Dr. Ewald Maurer

    Inflationsrate und Russengas

    Österreich hat mit 4,1% die dritthöchste Inflationsrate. Im Euroraum beträgt die Teuerung 2,4%. Selbst der Dauerpleitestaat Italien hat nur 1,2% ...
  • Walter Heugl

    Schrottpresse

    Dass Fahrzeuge von Extrem-Rasern beschlagnahmt werden können, finde ich gut, sehr gut! Aber die größte Strafe wäre wohl, wenn das „geliebte ...
navigate_before
today

So., 28. Apr. 2024

arrow_drop_down
navigate_next



Kostenlose Spiele