Das freie Wort

Ein provozierter Todesstoß

Von einer „österreichischen Lösung“ konnte sowieso nie wirklich die Rede sein. Der Leider-Eigentümer Ryanair trägt Laudamotion zu Grabe. Nicht nur mit Ansage, sondern auch mit sehr viel Absicht. Mittels eines wahrlich unmoralischen Angebots mit 848 Euro Netto-Einstiegsgehalt für Bordpersonal. Ein Betrag, der die Mindestsicherung unterschreitet. Ein Gehalt, dass keine Gewerkschaft als seriös und akzeptabel bezeichnen kann. Was die Gewerkschaft „vida“ nur mit der Betätigung der Stopp-Taste beantworten konnte. Und genau darauf hat Ryanair-Chef Michael O’Leary gesetzt. Denn Laudamotion war schon länger eine ungeliebte, weil defizitäre „Tochter“. Für die gut 300 Jobs ist eine Auffanglösung in Ausarbeitung. Abgesehen davon, dass ich zu jenen gehöre, die Niki Lauda den Vorwurf machen, wie er überhaupt nur an Ryanair verkaufen konnte. Bei Ryanair handelt es sich für mich eindeutig um jene Sorte Billigairline, der man sowieso längst den verdienten Kampf ansagen muss. Dieses Geschäftsmodell kann man nur als moderne Sklaventreiberei bezeichnen. Arbeiten zu Dumpingpreisen ist genau genommen eine gar nicht laut genug anzuprangernde Verletzung von Menschenrechten, weil nichts anders als eine Unterdrückung von Menschen. Dass solche Unternehmen überhaupt in einer angeblich auf Werten basierenden EU ihr Unwesen treiben können, ist sowieso in keiner Weise nachvollziehbar. Wie Unternehmen wie Ryanair überhaupt zu Kunden kommen können, ist erschreckender Irrsinn. Normalerweise müsste man sämtliche Unternehmen auf der Stelle schließen, deren Geschäftsbasis auf unterdrückenden „Sonderverträgen“ basiert. Billigairlines würden mir ehrlich gesagt überhaupt nicht fehlen. Das wäre jene „alte Normalität“, die vor Corona auch schon fragwürdig und verwerflich war. Und gerade jetzt sollte man sich besser dreimal überlegen, welchen Unternehmen man finanziell unter die Arme greift. Auf nationaler und internationaler Ebene. Das Thema Arbeitnehmerschutz muss endlich von einem geflügelten Wort zur unabdingbaren Tatsache werden. Das wäre eine mögliche positive Nebenwirkung von Corona. Aber ehrlich gesagt, mir fehlt der Glaube.

Christian Stafflinger, Linz

Erschienen am Mo, 25.5.2020

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