"Die bisherigen Erkenntnisse legen nahe, dass uns Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt wurden und Empfehlungen gemacht wurden, die aufgrund unseres Anlageprofils gar nicht hätten gemacht werden dürfen", sagte Jank. Der derzeitige Stand der Prüfungen ergebe den Verdacht strafrechtlichen Verhaltens durch Anlagebetrug.
Jank: Wertpapierprospekt nicht gelesen
Jank räumte am Mittwoch indirekt ein, dass in der Kammer ein bei der Kontrollbank 2006 hinterlegter Wertpapierprospekt nicht gelesen, vom Vermögensberater jedenfalls aber "nicht vorgelegt" worden sei. Wenn die handelnden Personen (negativ) bekannt gewesen seien "stellt sich die Frage, warum sie eine Konzession bekommen haben". Jank kündigte ein 6-Punkte-Programm für mehr Veranlagungssicherheit und -Transparenz an – dazu gehören ein neuer Veranlagungsbeirat, die Hinzuziehung eines externen Experten sowie eine Reform des Berichtswesens.
Grüne sehen Jank und Leitl in der Verantwortung
Die Grüne Wirtschaft (GW), die sich in den vergangenen Wochen des Themas intensiv angenommen hatte, ließ indes nachträglich einen der Prospekte ausheben und durchsehen. Nach Darstellung von GW-Chef Volker Plass beinhaltet der 2006 eingereichte Prospekt nicht nur allgemeine Warnhinweise, sondern u. a. auch die Aussage, dass in Problemimmobilien in Osteuropa investiert werde. Man fordere Jank und WK-Präsident Christoph Leitl auf, die "politische Verantwortung zu übernehmen".
Für die Spekulationsverluste in der Pensionskasse der WK sei deren Aufsichtsrat verantwortlich, "der sich wie das Who is Who des ÖVP-Wirtschaftsbundes liest". Sie wollen nun eine "vollkommene Neuausrichtung der gesamten Veranlagungsstrategie", wobei auf externe Expertise zurückgegriffen werden soll. Leitl erklärte, er sehe keinen Grund für eine Veränderung der Haushaltsordnung, zu vorsichtiges – und daher renditearmes – Agieren hätte auch Vorwürfe zur Folge gehabt.
Ärger wegen Anleihen im Umfeld von R-Quadrat
Der Diskussion zugrundeliegend sind drei Anleihen nun insolventer Firmen im Umkreis der Anlagefirma R-Quadrat, diese soll sichere Renditen in Höhe von 10 bis 12 Prozent jährlich versprochen haben. Die WKW-Anlagen in Höhe von nominell 10 Millionen Euro wurden offenbar vom Geschäftssystem der Wirtschaftskammer Wien angeschafft, die Kammer-Spitze will nach eigenen Aussagen nicht darüber informiert gewesen sein. Erstmals erfahren habe man davon im vergangenen März, sagte Jank.
Laut Angaben der Wirtschaftskammer Wien hat sich ihr rund 150 Millionen Euro schweres Finanzvermögen in den vergangenen zehn Jahren mit durchschnittlich 2,3 Prozent jährlich verzinst, ohne die Wertberichtigungen für R-Quadrat wären es 3 Prozent gewesen.
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