Verlies-Drama

Lehrer unterrichten F.-Kinder

Österreich
22.05.2008 08:21
Wenn es so etwas wie Normalität für die im Inzest in einem Keller gezeugten Kinder des Verdächtigen Josef F. gibt, so kehrt diese nun endlich langsam ein: Die Kinder haben jetzt neben psychologischer Betreuung auch Lehrer, die sich um ihre Schulbildung kümmern. Laut dem ärztlichen Direktor in Amstetten-Mauer werden sie bereits seit einigen Tagen unterrichtet. Auch der Zustand der 19-Jährigen, die sich seit inzwischen mehr als einem Monat im Landesklinikum Amstetten im künstlichen Tiefschlaf befindet, hat sich in den vergangenen Tagen "weiter gebessert", die Einleitung der Aufwachphase wird erstmals angedacht.

"Die Kinder werden bereits seit einigen Tagen von Lehrern unterrichtet", berichtete Berthold Kepplinger, ärztlicher Direktor in Amstetten-Mauer. Drei der Kinder sind bei der Großmutter aufgewachsen und haben bis zur Aufdeckung des unglaublichen Falles ganz normal die Schule besucht. Der 18-jährige Sohn, der im Keller aufwachsen musste, wird nun erstmals von Lehrern unterrichtet. Gerüchten zufolge hat seine Mutter Elisabeth F. versucht, ihn im Kellerverlies zu unterrichten. Unklar ist, ob der jüngste der Kinder, ein Fünfjähriger, auch unterrichtet wird.

Für die Familie stehe weiterhin und rund um die Uhr ein multiprofessionelles Ärzte- und Therapeutenteam bereit. "Eine heilpädagogische und psychologische Betreuung mit den Kindern wurde bereits eingeleitet. Neben der psychiatrischen Begleitung der Erwachsenen und Kinder finden erste familientherapeutisch orientierte Gespräche statt. Fragen der Lebensplanung stehen dabei im Vordergrund", erläuterte Kepplinger die aktuellen Maßnahmen. "Priorität" hätten sowohl Sensibilität und Professionalität als auch der Faktor Zeit.

Bald Einleitung der Aufwachphase
Die 19-Jährige, die am 19. April bewusstlos ins Landesklinikum Amstetten eingeliefert worden ist, wird weiterhin - aufgrund Sauerstoffmangels bedingt durch Krampfanfälle - auf der Intensivstation behandelt. Weil sich ihr Zustand in den vergangenen Tagen gebessert habe, könnten die Medikamente, mit denen die junge Frau im künstlichen Tiefschlaf gehalten werde, "langsam reduziert werden", teilte Albert Reiter, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, mit. "Die Einleitung der Aufwachphase wird somit erstmals angedacht. Wie lange dieser Prozess dauert, kann derzeit nicht gesagt werden."

Appell an Paparazzi
Kepplinger hat am Mittwoch auch zu Zwischenfällen mit Fotografen mit zuletzt einem "tätlichen Angriff auf einen Mitarbeiter der Wachfirma" Stellung genommen. "Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben", appellierte er. "Die Familie benötigt vor allem Zeit und Ruhe! Für eine erfolgreiche Therapie ist besonders der Schutz der Privatsphäre von enormer Bedeutung."

Klagen gegen Josef F. und Medien
Opferanwalt Christoph Herbst erklärte am Mittwoch in einer mögliche Klage gegen Josef F. gehe es darum, allfällige Ansprüche der Opfer sicherzustellen. Eine Entscheidung darüber falle in Absprache mit der 42-jährigen Elisabeth F. in den "nächsten zwei bis drei Wochen", so Herbst. Selbiges gelte für mögliche Klagen gegen Medien. Auch dies werde "noch geprüft", und sei ein Teil, der "entsprechend verfolgt wird", so der Jurist. Auch hierbei werden sämtliche etwaige Schritte mit der 42-jährigen Tochter des Tatverdächtigen besprochen.

Das Verlies-Drama von Amstetten
Ende April war in Amstetten das abscheulichste Verbrechen der österreichischen Kriminalgeschichte bekannt geworden: In einem  Verlies soll der 73-jährige Josef F. seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben. Während der Gefangenschaft hat der Mann mit der 42-jährigen Elisabeth F. sieben Kinder gezeugt, eines von ihnen soll nach der Geburt gestorben sein. Das Baby habe der Mann in einem Holzofen verbrannt. Josef F. ist weitgehend geständig. 

krone.at fühlt sich dem Opferschutz verpflichtet und kürzt daher den Nachnamen der Opfer und des Verdächtigen mit „F.“ ab. Wir bitten euch, dies in den Storypostings ebenfalls zu tun, da wir sonst Kommentare aufgrund dessen entfernen müssen.

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