Kommissar Zufall

Arzt gesteht in Brief Anschlag auf Moschee

Österreich
28.02.2008 16:53
Eine spektakuläre Wende hat der Fall um einen Sprengstoffanschlag auf eine Wiener Moschee im November 2005 genommen: Nachdem die Ermittler mehr als zwei Jahre im Dunkeln tappten und das Verfahren vor der Einstellung stand, soll ein wegen versuchten Mordes verurteilter 44-jähriger Arzt die Tat in einem Abschiedsbrief gestanden haben. Er versuchte, sich im Gefängnis umzubringen und hinterließ dabei eine Lebensbeichte. Motiv für die Taten war demnach Ausländerfeindlichkeit.

Unter anderem hat er darin von dem Attentat berichtet und hinterließ Hinweise auf ein Sprengstofflager in seinem Garten, berichteten der Leiter des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), Werner Autericky, und der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Gerhard Jarosch, am Mittwochnachmittag.

18-Jährigen niedergeschossen
Der Arzt war vor wenigen Wochen im Landesgericht Korneuburg wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden, weil er im vergangenen Sommer in seiner Wohnhausanlage in Ebergassing einen 18-Jährigen mit einer Pistole niedergeschossen hatte. Er fühlte sich von dem Jugendlichen ausländischer Abstammung und dessen Begleitern bedroht bzw. provoziert. Der Bursche ist seither querschnittgelähmt.

Wenige Tage nach der Verhandlung wollte der Arzt seinem Leben ein Ende setzen, nachdem er das Urteil akzeptiert hatte. Ehe er sich in seiner Zelle die Pulsadern aufschnitt, verfasste er den Abschiedsbrief.

Sprengstoff gefunden
Experten des LVT überprüften nach dem Auffinden des brisanten Schriftstücks das Grundstück, das der Laborfacharzt am Rand von Ebergassing gepachtet hat. Dabei wurden in einem alten Holzhäuschen große Mengen an Sprengstoff entdeckt.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat bereits am Dienstag gegen den Arzt ein Ermittlungsverfahren wegen vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel (Paragraf 173 Strafgesetzbuch) eingeleitet. "Wer einen Sprengstoff als Sprengmittel zur Explosion bringt und dadurch eine Gefahr für Leib oder Leben eines anderen oder für fremdes Eigentum herbeiführt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen", heißt es in dieser Bestimmung.

Arzt verweigert genaue Angaben
Die Anklagebehörde verweigert zu dem Fall, der mit dem missglückten Selbstmordversuch des Arztes ins Rollen gekommen war, jedoch genauere Angaben. "Es ist zu brisant", ersuchte Behördensprecherin Michaela Schnell am Mittwochnachmittag um Verständnis. Auf die Frage, ob der Mediziner Mittäter gehabt haben könnte, ging Schnell nicht ein.

LVT-Leiter Werner Autericky verwies auf eine Abmachung, derzufolge in dieser Angelegenheit die Medienarbeit "bei Gericht und Staatsanwaltschaft" liegt: "Für uns ist unsere Arbeit abgeschlossen. Wir haben unsere Berichte übermittelt." Autericky dürfte jedenfalls überzeugt sein, dass mit dem 44-Jährigen der Verantwortliche für den Anschlag auf die Wiener Moschee gefunden ist. Auf die Frage, ob dessen Abschiedsbrief glaubwürdig sei, erwiderte der Ermittler: "Das schaut mir so aus."

Tat blieb beinahe ungeklärt
Vor einem Jahr hat die Staatsanwaltschaft bekannt gegeben, dass die Ermittlungen in Wien offiziell als abgebrochen gelten. Grund: Trotz größter Bemühungen ließen sich bisher keine möglichen Tatverdächtigen eruieren. "Wir sind ganz einfach an Ermittlungsgrenzen gestoßen", hieß es dazu seitens der Anklagebehörde. Umfassende Recherchen, Telefonüberwachungen und Standortpeilungen hätten keine Ergebnisse erbracht.

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