Das berühmte Café Momus und die düsteren Gassen von Paris Ende des 19. Jahrhunderts ließ Dornhelm in Wien wieder auferstehen. Die Opernstars Netrebko und Villazon bewegten sich in historischen Kostümen durch die realistischen Setbauten in den Rosenhügel-Studios. Dornhelm verfilmte das Opern-Drama für die große Leinwand. Ihm schwebte "ein Film Noir" vor, "mit viel Schwarz-Weiß" und gedreht in Cinemascope.
"Das ist wie die Salzburger Bühne", grinste Villazon angesichts der enormen Bildbreite. Aber das Sterben ist auf der Bühne wohl anders als im Film? "Nein", so Netrebko trocken, "das dauert immer 20 Minuten." Überhaupt sieht die Russin mit österreichischem Pass - trotz der vom Band eingespielten Aufnahmen - nicht so viele Unterschiede zwischen der Bühnen- und der Filmarbeit: "Wir singen trotzdem während allen Takes, es ist wie bei einer Liveperformance." Und ihr Filmpartner Villazon bestätigte: "Es ist wie auf der Bühne - nur nicht chronologisch."
Mit dabei im Café Momus war auch Dornhelm-Cousin und Staatsopern-Direktor Ioan Holender, der den Staatsherrn Alcindoro gibt. Seinen Gesangspart übernahm Tiziano Bracci, Holender musste zur eingespielten Musik nur die Lippen bewegen.
Auch beim Übergeben der geborenen Schauspieler
Villazon ist für Dornhelm der geborene Schauspieler: "Er ist perfekt in tragischen Rollen." Auch wenn er sich einmal nach mehreren Takes, in denen er immer wieder Fisch essen musste, schließlich übergeben musste, dürfte sich der humorvolle Tenor schlussendlich doch an die ständigen Wiederholungen gewöhnt haben: "Wenn ich gefragt werde, spiele ich auf jeden Fall wieder - aber nur lustige Rollen." Aber auch in der tragischen Rolle des Rodolfo unterdrücke er den Comedian in sich nicht: "Er muss doch etwas Prickelndes, etwas Intensives haben, etwas, das ihn für Mimi liebenswert macht." Mimi dagegen "will geliebt werden", erläuterte Netrebko ihre Rolle. "Das ist es, was ihr fehlt, das ist der Grund, warum sie hier ist."
Netrebko sieht sich - trotz Protesten von Dornhelm - selbst nicht als Schauspielerin. "Am Anfang hatten wir alle das Problem, dass wir zu sehr gespielt haben." Auch wenn sie die Filmarbeit als anstrengend empfindet, so war es doch ursprünglich ihre Idee, den Opernfilm zu produzieren. Sie sah mit Villazon gemeinsam Aufnahmen aus dem Marinski-Theater in St. Petersburg und dachte spontan: "Lass uns einen Film machen!" Nach knapp drei Jahren der Projektentwicklung stand Anfang des Jahres in Wien die "ideale Besetzung zum idealen Zeitpunkt" vor der Kamera, wie Produzent Jan Mojto im Vorfeld erläuterte: "Die Entscheidung würde mir heute leichter fallen. Die Stars sind noch 'starer' geworden."
Die "logische Wiedergeburt des Opernfilms" hat der Filmproduzent Kurt Mrkwicka mit "La Bohème" im Sinn. Mit modernsten Mitteln und einem Budget von fast fünf Millionen Euro produziert seine Firma Unitel (eine einstige Leo Kirch/Herbert von Karajan-Gründung) gemeinsam mit der österreichischen MR-Film den Opernfilm. Die Vermarktung werde überlegt, "wenn wir den Film haben", gab sich der Großproduzent zurückhaltend. "Aber wir wollen natürlich auch ein Publikum interessieren, das normalerweise nicht in die Oper geht."
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