"Zutiefst überzeugt"

Kdolsky: Alle Patienten werden gleich behandelt

Österreich
17.12.2007 19:23
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky will weiterhin nichts von einer Zwei-Klassen-Medizin in Österreich wissen. Sie sei "zutiefst überzeugt", dass es diese in Österreich nicht gebe und bei akuten Fällen jeder Patient gleich behandelt werden, meinte die Ressortchefin Sonntagabend in der ORF-Diskussion "Im Zentrum". Gleichzeitig wandte sie sich gegen Vorwürfe, wonach OP-Termine gegen Zusatzzahlungen vorverlegt würden.

Die Ministerin schloss zwar nicht explizit aus, dass es solche Fälle gebe. Wenn das vorkomme, würde es aber nicht geduldet, sondern wäre dienst-, standes- und auch strafrechtlich zu verfolgen. Insgesamt war Kdolsky aber vor allem bemüht, die Vorhaltungen des Unfallchirurgen Werner Vogt, der mit einer "Transparency International"-Studie die Korruptionsdebatte ausgelöst hatte, zurückzuweisen. 120.000 Bedienstete im Gesundheitssystem würden diffamiert, ohne dass Zeugen für die angeblichen Zahlungen aufgeboten würden. Vogt seinerseits bestand darauf, dass es diese Fälle gebe und auch jeder davon wisse.

Der Wiener Patientenanwalt Konrad Brustbauer berichtete, dass an ihn eigentlich kein Fall dieser Art herangetragen worden sei. Seit die Debatte hochgekommen sei, hätten sich aber Anrufer mit der Vermutung gemeldet, dass ihre Operationstermine für Privatpatienten nach hinten verschoben worden seien. Freilich habe davon keiner seinen Namen nennen wollen und auch die Ärzte beziehungsweise Spitäler seien im Verborgenen geblieben.

Verfehlungen werden entsprechend verfolgt
Ärztekammer-Vizepräsident Harald Mayer meinte, dass Verfehlungen entsprechend verfolgt würden. Als Beispiel nannte er den Fall eines prominenten Arztes, der wegen eines Vergehens in diesem Bereich von der Kammer suspendiert worden sei. Allerdings sei diese Entscheidung in zweiter Instanz von der Landespolitik aufgehoben worden. Bezüglich der OP-Termine betonte er, dass viele Fakten einzubeziehen wären, nicht nur der Schmerz der Person, sondern etwa auch die beruflichen Umstände. So werde man einen Maurer wohl eher im November operieren, da diese Berufsgruppe während der Wintermonate oft arbeitslos sei.

Für eine größere Systemänderung sprach sich der Gesundheitsökonom Christian Köck aus. Er hielte es für besser, wenn in Österreich die Ärzte an den Spitälern marktgerecht bezahlt und dafür verpflichtet würden, dem Krankenhaus in vollem Umfang zur Verfügung zu stehen und ihre Praxen auch im gleichen Haus zu haben. Derzeit sei es so, dass es quasi eine Abmachung zwischen den öffentlichen Spitalsbetreibern und den Medizinern gebe, dass zwar viel zu geringe Gehälter für eine Kernarbeitszeit gezahlt würden, dafür aber den Ärzten ermöglicht werde, im Privatsektor die Einkommen entsprechend aufzufetten. Auch Vogt warb für eine völlige Trennung zwischen öffentlichem und privaten Bereich.

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