Öko-Wahnsinn

Drei-Schluchten-Damm: Neue Massenumsiedlung

Ausland
13.10.2007 15:32
Größ, größer, China: Für den Bau des umstrittenen Drei-Schluchten-Damms in Zentralchina müssen mindestens fünf Mal so viele Menschen umgesiedelt werden wie bisher angenommen. Nachdem bereits eine Million dem Bau des größten Wasserkraftwerks der Welt weichen mussten, sollen weitere vier Millionen ihre Häuser und Dörfer verlassen. Die zusätzliche Massenumsiedlung werde notwendig, um die Umwelt in dem Gebiet um das Wasserreservoir zu schützen, berichteten staatliche Medien. In Wahrheit ist die Umwelt und vor allem das Erdreich durch den Mammutbau extrem destabilisiert worden, sodass Katastrophen wie Erdrutsche und Vermurungen in den besiedelten Gebieten drohen.

Die vier Millionen Menschen aus nordöstlichen und südwestlichen Regionen von Chongqing entlang des 600 Kilometer langen Stausees sollen laut offiziellen Angaben „ermutigt“ werden, in Vororte der Millionenmetropole umzuziehen. Es werden auch eigene Städte (im Hintergrund, Foto links) für die Umgesiedelten gebaut. „Das Reservoirgebiet hat eine empfindliche Ökologie und die natürlichen Bedingungen machen eine groß angelegte Verstädterung oder ernsthafte Überbevölkerung unmöglich“, sagte ein Vizebürgermeister Chongqings. Auf Details ging er nicht ein.

Warnung aus den eigenen Reihen
Vor einem Monat hatten Behördenvertreter erstmals öffentlich eingeräumt, dass der Staudamm eine ganze Reihe von ökologischen Problemen ausgelöst habe, darunter häufige Erdrutsche und heftige Wasserverschmutzung. Nicht-staatliche Medien und einige wenige amtliche warnten vor einer „Katastrophe“, falls nichts unternommen werde. Ein anderer Vizebürgermeister von Chongqing hatte mitgeteilt, dass das Ufer des Stausees an 91 Stellen und insgesamt auf einer Strecke von knapp 36 Kilometer eingebrochen sei. Andere Funktionäre hatten von einer Lebensgefahr für die Menschen in der Region gewarnt.

Ganze Deponien, Dörfer und Friedhöfe mitgeflutet
Der Drei-Schluchten-Damm ist wegen der sozialen Folgen massiver Umsiedlungen, Korruption im Zusammenhang mit Entschädigungen sowie der kaum kalkulierbaren Auswirkungen auf die Umwelt seit langem heftig umstritten. Der Damm geht auf den früheren Ministerpräsidenten Li Peng zurück, der in den 50er Jahren in Moskau den Bau von Wasserkraftwerken studiert hatte und das Projekt gegen großen Widerstand im Land durchsetzte. Viele Kritiker sahen nach der Fertigstellung des Dammes ihre Befürchtungen noch übertroffen. Die Umweltverschmutzung sei schlimmer als erwartet, weil mit der Flutung von ehemals bewohnten Gebieten Müll, Überreste von Städten und Dörfern, Fabriken, Deponien, Tanks und selbst Friedhöfe in dem Wasserreservoir untergegangen sind.

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