"Situation ernst"

Klimawandel bedroht das Nil-Delta

Wissenschaft
02.09.2007 15:31
Für Ägypten könnte der Klimawandel katastrophale Folgen haben, warnt die Weltbank. Denn der steigende Pegel des Mittelmeers bedroht das Nil-Delta, in dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung leben und fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Produkte des nordafrikanischen Landes angebaut werden. "Die Situation ist ernst und erfordert sofortige Aufmerksamkeit", mahnt der Umweltwissenschafter Mohamed el Raej. "Jede Verzögerung führt zu weiteren Verlusten."

Das Nil-Delta, das nur 2,5 Prozent der Fläche Ägyptens ausmacht, ist bereits durch den Bau des Assuan-Staudamms gefährdet. Das 1970 fertiggestellte Bauwerk verhindert, dass der Strom wie seit Jahrtausenden Sedimente in sein Mündungsgebiet spült, das sich dort anlagern kann. Nun gibt es kein natürliches Gegengewicht mehr zur Küstenerosion, was die Konsequenzen eines steigenden Meeresspiegel verschlimmern dürfte.

Der Staudamm habe das fragile Ökosystem verändert, sagt der Küstenforscher Omran Frihi in Alexandria. Wenn das Mittelmeer wie vorausgesagt bis Ende des Jahrhunderts um 30 Zentimeter bis einem Meter steigt, würde bis zu einem Viertel des Deltas überflutet. 2100 könnten die Sandstrände, die tausende Touristen ins Land locken, verschwunden sein. Gefahr besteht auch für die noch nicht geborgenen archäologischen Schätze des antiken Alexandria, dessen wissenschaftliche Erschließung nicht abgeschlossen ist.

Zehn Prozent der Ägypter müssten umgesiedelt werden
Bei einem Anstieg des Meeres um einen Meter müssten laut Weltbank zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung umgesiedelt werden. In dem Delta wohnen bereits heute 1.540 Menschen auf dem Quadratmeter, und bis zum Ende des Jahrhunderts dürfte sich die Gesamtbevölkerung des Landes auf 160 Millionen in etwa verdoppeln. Auch Gebiete, die nicht überflutet werden, könnten durch das Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser betroffen sein.

Umdenken in Kairo hat begonnen
Wie fast überall in Afrika wird der Klimawandel derzeit öffentlich kaum diskutiert, doch dies könnte sich ändern. Die Regierung in Kairo bereitet eine nationale Strategie-Studie vor, in denen Wege zu Anpassung an das veränderte Klima aufgezeigt werden sollen. Das kündigte Umweltminister Maged George an. In Alexandria investieren die Behörden umgerechnet rund 220 Millionen Euro, um die Strände mit Betonmauern zu schützen, wie Küstenforscher Frihi sagt. An einigen Stellen wird Sand aufgeschüttet.

Der Klimaforscher Mohamed Al Schahawi von der Umweltbehörde des Landes erklärt, die Regierung erstelle eine Liste der am meisten gefährdeten Gebiete. "Ägypten versucht, seine Küsten zu schützen", versichert er: "Wir werden die Welt um Hilfe bitten. Wir müssen uns selbst schützen. Aber es kostet so viel."

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