Beängstigend

Plant das Pentagon die Matrix?

Wissenschaft
22.05.2003 12:28
Die Matrix wird möglicherweise bald Realität. Das Pentagon arbeitet daran, sie tatsächlich umzusetzen. Ein System namens LifeLog soll künftig alles, was sein Träger sieht, hört, denkt, redet, schreibt und erlebt aufzeichnen und in eine gigantische Datenbank einspeisen. So soll ein vollständiges Profil des betroffenen Menschen entstehen, ein absolutes Gedächtnis ohne die Chance, etwas zu vergessen.
Dies ist die Basis, um eine Matrix wie im gleichnamigenFilm zu erschaffen. In dem Blockbuster "leben" Menschen in einerNährlösung, während ein gigantischer Computer,an den sie angeschlossen sind, ein reales Leben, wie wir es kennen,vorgaukelt.
 
Ausgedacht hat sich LifeLog die Darpa (Defence AdvancedResearch Projects Agency), die Entwicklungsabteilung des Pentagon.Die Darpa selbst beschreibt das Projekt so: "... die Entwicklungeines Ontologie-basierten (Sub)Systems, welches den Strom vonErfahrungen einer Person in und die Interaktionen der Person mitder Welt einfängt, speichert und zugänglich macht, umein breites Spektrum von Teilhabern/Mitarbeitern und anderen System-Fähigkeitenzu unterstützen. Ziel des 'LifeLog'-Konzeptes ist es, die'Fäden' im Leben eines Individuums im Zusammenhang mit Ereignissen,Zuständen und Beziehungen aufzuspüren."
 
Menschliches Leben wird gescannt
Beinahe beängstigend ist Darpas Antwort aufdie Frage, welche Daten erfasst werden sollen. Sie lautet schlicht:alle. Die Erfassung und Speicherung soll "an jedem Ort/zu jederZeit" möglich sein, sie soll alle physikalischen Parameterumfassen, die registriert werden können - alles, was Augensehen, Ohren hören oder sogar Finger fühlen. Das Lebenwird geradezu gescannt.
 
Dazu soll das System jede mögliche Interaktionspeichern, Gespräche, Briefe, E-Mails, Telefonate, Faxe,gelesene Zeitungsartikel oder Werbeschilder. Aufenthaltsorte undBewegungen des Trägers sind ebenso von Interesse, wie derkörperliche Zustand: Herzschlag, Blutdruck, Adrenalin-Spiegel.Das alles soll digital gespeichert und Nutzern über einenoch zu entwickelnde Schnittstelle zugänglich gemacht werden.Im Matrix-Film wird einfach ein Stecker am Körper angeschlossen.
 
Realität wird nachlebbar
Die menschliche Erlebniswelt soll also nicht nuraufgezeichnet, sondern Schritt für Schritt durchforscht undmöglicherweise auch simuliert werden. Jeder, der Zugriffauf die Daten hat, könnte nacherleben, was der Trägersah oder fühlte. Die Simulation könnte letztlich denselbenRealitätsgrad erreichen, wie die «richtige Welt»,die der LifeLog-Träger erlebt.
 
Künstliches Gedächtnis und totaleÜberwachung
Die Träger von LifeLog - es wird nicht ausgeführt,wie und warum sich einzelne Personen das System am und im Körperinstallieren lassen sollten - bekämen dafür eine ArtTagebuch, eine vollständige Kopie ihres Gedächtnisses.Die Nutzer hätten die Chance, aus der Summe der Erfahrungender Vergangenheit ihr Verhalten in der Zukunft vorherzusagen.Und: Es entstünde die Möglichkeit, sie vollständigzu überwachen.
 
Bald auch "Minority Report" Realität?
Auch wenn menschliches Verhalten irrational ist oderscheint: Aus so umfangreichen Daten lassen sich voraussichtlichMuster oder die eine oder andere nicht-bewusste Verhaltensweisevorhersehen. Zukunftsvision könnte dann die Handlung einesanderen Kinofilmes sein: "Minority Report", hier werden Verbrecherbestraft, bevor sie eine Tat überhaupt begangen haben, nurweil drei Wesen mit seherischen Fähigkeiten z. B. einen Mordvorhersagen.
 
Laut «Wired» ist LifeLog eines jenerDarpa-Projekte, deren Ergebnis völlig offen ist - ein «BlueSky Project». Angelegt ist es auf erst einmal 18 Monate,mit der Option, es um zwei Jahre zu verlängern. Zurzeit werdenVorschläge der Industrie gesammelt, wie die einzelnen Forderungenumgesetzt werden könnten. In der IT-Branche soll das Interessegroß sein.
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