Blutrausch

Messer brach ¿ das verhinderte Doppelmord

Oberösterreich
26.11.2006 19:25
Wäre sein Messer nicht abgebrochen, hätte Christian Anders (34) aus Bad Ischl nicht nur seine Geliebte (39), sondern auch seine Lebensgefährtin (54) erstochen. Denn beide Frauen gingen ihm mörderisch auf die Nerven - ihre Eifersucht, ihre Vorwürfe, ihr Drängen, sich für eine zu entscheiden. Der drogensüchtige Alkoholiker geriet in einen Blutrausch: Die Ischlerin überlebte zwei Lungenstiche, die Linzerin erlag mehr als hundert Messerhieben!

Auch nach Geständnissen gilt die Unschuldsvermutung. Nach zehn Jahren Gefängnis wollte Christian Urstöger ein neues Leben führen, anders heißen - und ließ sich „Anders“ nennen. Der Sozialhilfeempfänger nahm die Ersatzdroge Methadon, trank aber Wodka dazu. Deshalb rastete er aus, als er am 19. November zu seiner Linzer Geliebten fahren wollte, ihn aber seine Ischler Lebensgefährtin zurückhalten wollte: Fünf Mal ließ er im Rudolfspark sein Küchenmesser auf Genoveva G. (54) niedersausen - mit solcher Wut und Kraft, dass die Klinge brach.

Verletzte in Wohnung der Mutter gebracht
Da gab der Mann auf, brachte die Verletzte in die Wohnung seiner Mutter: Die Ex-Krankenschwester (62) leistete Erste Hilfe, überredete die Schwiegertochter, den Sohn nicht zu verraten. Aber das Opfer musste wegen Atemnot ins Spital und die Ärzte riefen die Polizei. Da erfand die Patientin einen „Überfall“: Ein Unbekannter hätte sie von hinten niedergestochen und ausgeraubt.

Er raubte Freundin aus
Mit dieser 500-Euro-Beute leistete sich aber ihr Freund ein Taxi nach Linz. Montag Mittag kam er zu seiner Freundin Gabriele Rohrmanstorfer (39) an der Ziehrerstraße 26. Es gab wieder Streit wegen der Doppelbeziehung. Anders fesselte die zart gebaute, nur 40 Kilo leichte Frau, band ihr mit einem T-Shirt und Schuhbändern die Hände auf den Rücken. Und stach wie ein Berserker im Blutrausch mehr als 100 Mal auf sein wehrloses Opfer ein: Es dürfte qualvoll innerlich verblutet sein.

Mit Taxi heimchauffieren lassen
Anders rief den Ischler Taxilenker und ließ sich heimwärts chauffieren. Auf der Fahrt trank er eine halbe Flasche Wodka. Der Alko-Drogen-Cocktail ließ ihn neuerlich ausrasten: Völlig benebelt verlangte er von einem Ischler Waffenhändler derart renitent ein Jagdmesser, dass der Kaufmann die Polizei holte. Der Irre wurde daraufhin drei Tage in der Vöcklabrucker Nervenabteilung behandelt - und nach seiner Entlassung von den Ischler Kriminalisten zum „Überfall“ auf seine Lebensgefährtin verhört. Er leugnete. Nachzuweisen war ihm nichts - weder in seiner Heimatstadt, noch in der Landeshauptstadt.

Dort wurde erst am Samstag um 14 Uhr das Mordopfer entdeckt: Nachbarn hatten sich gewundert, dass in der Kellerwohnung Tag und Nacht Licht brannte. Die Mutter kam mit ihrem Enkel (14), der sonst in einem Kinderheim lebt, zum Tatort. Oma und Sohn fanden in der völlig verwahrlosten Wohnung die Leiche der Tochter bzw. Mutter.

Täter gestand unter Tränen
Als die Linzer Ermittler ihre Ischler Kollegen anriefen und fragten „kennt´s ihr einen Christian?“, da war alles klar: Das verletzte Stichopfer wurde sofort mit dem Linzer Mordfall konfrontiert - und gab unter Tränen die Lüge vom „Überfall“ zu. Hätte die Frau gleich die Wahrheit gesagt, hätte das Leben ihrer Nebenbuhlerin gerettet werden können.

Anders gestand, dass er die Mordwaffe in einem Kleiderhaufen am Tatort versteckt hätte. Dort fand sich das neue Fixiermesser mit neun Zentimeter Klingenlänge voller Blut. Der Beweis!

 

 

Foto: Horst Einöder

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