Die Flüchtlingsströme nach Österreich bereiten auch dem Arbeitsmarktservice weiterhin großes Kopfzerbrechen: Derzeit sind insgesamt 28.925 Migranten ohne Job - ein Anstieg von 23,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016! Für AMS-Vorstand Johannes Kopf sind die langen Asylverfahren ein Mitgrund für die hohen Zahlen und problematisch für die künftige Arbeitsmarktintegration. Laut Prognosen werden die Zahlen in den kommenden Monaten noch weiter steigen.
So geht Kopf davon aus, dass sich heuer noch rund 10.000 anerkannte Flüchtlinge oder subsidiär Schutzberechtigte beim AMS melden werden, denn bei vielen laufe noch das Asylverfahren. Laut Innenministerium warteten mit Stichtag Ende März noch 28.575 Afghanen in erster bzw. zweiter Instanz auf eine Entscheidung.
AMS-Chef: "So wird Langzeitarbeitslosigkeit produziert"
"Teilweise dauern die Asylverfahren eineinhalb bis zwei Jahre. Für die Integration ist das besonders schlecht", sagte Kopf am Dienstag. Denn durch die lang dauernden Asylverfahren ohne Arbeitsmöglichkeit würden Qualifikationen veraltern, die Arbeitsmotivation sinken und quasi Langzeitarbeitslosigkeit produziert. "Wir haben uns für rasche Asylverfahren ausgesprochen. Es dauert aber immer noch zu lange", so Kopf.
Afghanen: Niedrige Bildungsstandards, schlecht bezahlte Hilfsjobs
Für eine erfolgreiche Jobvermittlung kommt für die AMS-Mitarbeiter ein weiteres Problem dazu: der teileise sehr niedrige Bildungsstandard der Flüchtlinge. So hätten Untersuchungen des AMS gezeigt, dass etwa 90 Prozent der nach Österreich gekommenen Afghanen nur über eine Pflichtschulausbildung verfügen. Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder dem Iran wären dagegen etwas besser ausgebildet. Dennoch könne das AMS oft nur schlecht bezahlte Hilfsjobs vermitteln. "Das kann keine langfristige Lösung sein", so Kopf. Nur 5192 Flüchtlinge aus Afghanistan hätten laut AMS eine unselbstständige Beschäftigung über der Geringfügigkeitsgrenze gefunden.
Die größte Gruppe der derzeit 28.925 arbeitslosen Flüchtlinge stellen Syrer (12.670), gefolgt von Afghanen (5489), Russen (3495), Irakern (1865) und Iranern (1304). Bei den Russen handelt es sich meist um Personen aus Tschetschenien.
18.036 arbeitslose Flüchtlinge alleine in Wien
Innerhalb Österreichs sind die arbeitslosen Flüchtlinge sehr unterschiedlich verteilt: Die mit Abstand größte Zahl an Betroffenen wurde im April in Wien (18.036) verzeichnet, gefolgt von Niederösterreich (2965) und Oberösterreich (2760).
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