"Vorwand" für USA

Assad: Giftgasangriff “zu 100 Prozent konstruiert”

Ausland
13.04.2017 16:10

Der Giftgasangriff von Khan Sheikhoun ist laut dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad "zu hundert Prozent konstruiert". Assad wirft dem Westen und vor allem den USA in einem AFP-Interview in Damaskus vor, den angeblichen Angriff als "Vorwand" für den US-Luftschlag auf die syrische Militärbasis genutzt zu haben - denn seine Armee verfüge über keine Chemiewaffen mehr.

In seinem ersten Interview nach dem US-Angriff auf die Luftwaffenbasis Al-Shayrat vor einer Woche beschuldigte Assad den Westen und die USA zum wiederholten Mal, "Komplizen der Terroristen" zu sein. Das Regime in Damaskus bezeichnet nahezu alle Rebellen als Terroristen. Den Vorwurf westlicher Länder, dass die syrische Luftwaffe den Chemiewaffenangriff auf Khan Sheikhoun geflogen habe, wies er klar zurück: "Wir haben keine Chemiewaffen. Vor mehreren Jahren, 2013, haben wir auf unser gesamtes Arsenal verzichtet." Selbst wenn Damaskus solche Chemiewaffen noch hätte, hätte es diese "nie" eingesetzt.

Syrien und Russland fordern unabhängige Untersuchung
Syrien und sein Verbündeter Russland bestreiten seit dem Angriff die Darstellung der USA. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, entweder sei ein Giftgas-Depot der Rebellen getroffen worden, oder der Zwischenfall sei inszeniert worden, um die syrische Regierung in Misskredit zu bringen. Das Regime in Damaskus fordert genauso wie Moskau eine unabhängige externe Untersuchung der Vorwürfe. "Wir können eine Untersuchung nur erlauben, wenn sie unabhängig ist", sagte Assad. Unparteiische Länder müssten Teil einer solchen Untersuchung sein, um sicherzustellen, dass diese nicht für politische Zwecke genutzt werde.

Ein Team der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) ist laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters bereits entsandt worden, um Proben zu nehmen und Betroffene zu befragen. Die Experten sollen erkunden, ob chemische Waffen freigesetzt worden sind. Die Gruppe habe aber kein Mandat festzustellen, wer eventuell verantwortlich sei, hieß es in der Meldung. Die britische Delegation bei der OPCW erklärte am Donnerstag, Wissenschaftler des Landes hätten bei Proben aus Khan Sheikhoun Spuren des Nervengifts Sarin gefunden.

Syrische Armee: Giftgas bei US-geführtem Angriff freigesetzt
Unterdessen warf die syrische Armee ihrerseits den USA vor, bei einem Angriff der Anti-IS-Koalition am Mittwoch im Osten des Bürgerkriegslandes ein Giftgas-Lager des Islamischen Staates getroffen zu haben. Die dabei freigesetzte Substanz habe Hunderte Menschen getötet, hieß es in einer Erklärung des Militärs am Donnerstag. Der Zwischenfall in der Provinz Deir ez-Zor beweise demnach, dass der IS und mit der Terroroganisation Al-Kaida verbundene Extremisten Chemiewaffen besäßen. Eine unabhängige Bestätigung der Vorwürfe gab es nicht.

Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition wies die Anschuldigungen zurück. "Die Koalition hat zu der Zeit und in dem Gebiet keine Luftangriffe geflogen", teilte US-Luftwaffenoberst John Dorrian der Nachrichtenagentur Reuters per E-Mail mit. "Die Behauptung Syriens ist falsch und wahrscheinlich eine absichtliche Fehlinformation."

Assad: "Unsere Feuerkraft ist nicht beeinträchtigt"
Die Schlagkraft der syrischen Armee sieht Assad durch den US-Luftangriff von vergangener Woche übrigens in keiner Weise beeinträchtigt. "Unsere Feuerkraft, unsere Fähigkeit, die Terroristen anzugreifen, ist durch den Angriff nicht beeinträchtigt worden", sagte der Präsident.

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