Anschläge in Ägypten

Kirchen-Blutbad: Ein Attentäter identifiziert

Ausland
12.04.2017 22:40

Nach dem Doppelanschlag auf zwei christliche Kirchen in Ägypten haben die Ermittler einen der Attentäter identifiziert. Dabei handle es sich um einen 31 Jahre alten Mann aus der Stadt Sues, teilte das ägyptische Innenministerium am Mittwoch mit. Er habe sich am Samstag außerhalb der St. Markus Kathedrale in der Hafenstadt Alexandria in die Luft gesprengt.

Demnach war der bereits vorher zur Fahndung ausgeschriebene Mann mit Terrorzellen verbunden. Bei den verheerenden Bombenangriffen auf die koptischen Kirchen waren mehr als 40 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte die Taten für sich. "Kommandos des Islamischen Staats haben die Angriffe auf die beiden Kirchen in Tanta und Alexandria ausgeführt", erklärte die Agentur Amaq, das Propaganda-Sprachrohr des IS.

Im vergangenen Dezember hatte sich ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in der koptischen Kirche St. Peter und Paul in der Hauptstadt Kairo in die Luft gesprengt. Etwa 30 Menschen wurden damals getötet. Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Angriffen ausgesetzt.

Regierung verhängte Ausnahmezustand
Ägyptens Regierung ordnete einen dreimonatigen Ausnahmezustand an, um weitere Anschläge zu verhindern. In dem autoritär regierten Land am Nil verstärkt der Ausnahmezustand Sorgen über eine weitere Beschneidung der Menschenrechte. Ministerpräsident Sherif Ismail verteidigte die Maßnahmen der Regierung. "Es ist unvermeidlich, dass einige außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden", sagte er am Dienstag vor dem Parlament in Kairo. Das Notstandsgesetz werde den Behörden die nötige "Flexibilität" und den rechtlichen Rahmen geben, um den Kampf gegen einen "bösartigen Feind" aufzunehmen.

Osterfeierlichkeiten werden eingeschränkt
Als Reaktion auf den Doppelanschlag hat die koptische Kirche die diesjährigen Osterfeierlichkeiten in Ägypten eingeschränkt. Die Kirchenführung erklärte am Mittwoch, dass es lediglich einfache Messen in den Gotteshäusern geben werde. Dies geschehe angesichts der "derzeitigen Umstände" und aus "Solidarität mit den Familien der Opfer".

Ein Vertreter des koptischen Patriarchats sagte, dieses Jahr würden die Kirchen nicht geschmückt. Üblicherweise schenkt der koptische Papst zu Ostern den Kindern Bonbons und Süßigkeiten. Auch dieser Brauch werde am kommenden Wochenende entfallen. Es gebe zudem Absprachen mit den ägyptischen Sicherheitskräften, "um die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kirchen zu verstärken".

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