Das Osterwochenende ist da - das erste große Familienfest nach Weihnachten. Während die einen der Zusammenkunft mit Freude entgegensehen, fühlen sich andere dazu verpflichtet, der Feier im Kreise der Familie beizuwohnen - und sind gefrustet, da sie eigene Bedürfnisse zurückstecken müssen. Wer schon von vornherein keine Lust auf ein Zusammentreffen hat, sich aber dennoch ein Herz nimmt, bringt schlechte Laune mit - Konflikte vorprogrammiert! Wir verraten Ihnen Alternativen zu offenen Konflikten und Kränkung einerseits sowie Verdrängung der eigenen Bedürfnisse andererseits - ob Sie Ihren Verwandten nun einen Besuch abstatten oder nicht.
Wie zu Weihnachten soll es auch zu Ostern möglichst harmonisch zugehen. Immerhin wird das höchste Kirchenfest des Jahres gefeiert, Traditionen wollen hochgehalten und im Kreise der Lieben gewürdigt werden. Um eine harmonische Grundlage für diese oftmalige emotionale Herausforderung zu schaffen, die Zusammenkünfte mit Familie, Freunden und Verwandten darstellen, werden eigene Bedürfnisse oft verdrängt. Ein Teufelskreis. "Langfristig gesehen ist es nämlich weder gut, Dinge immer wieder nur zu tun, damit wir niemanden kränken, noch ist es ratsam, Menschen, die uns mögen und für die auch wir wichtig sind, vor den Kopf zu stoßen", so Barbara Nanoff-Schediwy, Mediatorin und Konfliktberaterin aus Wien.
"Wir freuen uns schon so auf euch!"
Besonders ältere Familienmitglieder freuen sich auf Feiertage, wenn die Kinder und Kindeskinder wieder zusammenkommen - im besten Falle vollzählig. "Wir können kaum erwarten, dads ihr kommt", heißt es im Vorfeld, oder: "Freu dich doch, es ist schon so lange her, seit wir uns gesehen haben. Endlich ist es wieder soweit!" Hier schwingt schon die Erwartung mit, dass sich der Nachwuchs selbstverständlich pünktlich am Familientisch einfindet.
Beim Betroffenen meldet sich spätestens dann das schlechte Gewissen: Es wird davon ausgegangen, dass man gemeinsam feiert und sich selbstverständlich auf das Treffen freut - doch eigentlich hat man keine Lust oder schlichtweg keine Zeit. Gründe, die vor allem Jungfamilien oder Jobgeplagte oft berechtigt vorbringen, die jedoch oft nicht gelten oder einfach überhört werden. Überdies würde man eigentlich lieber selbst entscheiden, ob man den Lieben einen Besuch abstattet oder diesen noch etwas länger hinauszögert. Denn nicht jedes Familienmitglied hat Lust auf ein Zusammentreffen mit Onkeln und Tanten, der lärmenden Kinderschar dieser oder der tausendsten Wiederholung einer langweiligen Familienanekdote.
Die emotionale Zwickmühle
Man möchte die Verwandten nicht enttäuschen, gleichzeitig aber lieber seine Ruhe haben. Was tun? Barbara Nanoff-Schediwy rät, im Vorfeld abzuwägen: "Gibt es einen guten Grund, für kurze Zeit auf die Durchsetzung der eigenen Bedürfnisse zu verzichten? Zum Beispiel weil der Gewinn, jemandem wirklich eine Freude gemacht zu haben, mehr zählt? Dann haben Sie trotzdem schon gewonnen. Stehen Sie mit ganzem Herzen zu Ihrer Entscheidung und versuchen Sie, das Beste herauszuholen."
Dazu empfiehlt die Mediatorin: "Gestalten Sie das Fest so gut wie möglich mit. Werden Sie aktiv, indem Sie Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten ausschöpfen, um das Fest mehr zu Ihrem zu machen. Denken Sie über Gesprächsthemen, die Sie interessieren, nach. Überlegen Sie sich Spiele oder einen Ortswechsel, der für alle belebend wirken könnte. Überlegen Sie, ob ein zusätzlicher Gast die Runde bereichern würde." Trauen Sie sich auch, allen Beteiligten Vorschläge zu unterbreiten: "Oft ist es ja auch so, dass wir gar nicht die Einzigen sind, die sich eine Veränderung oder Abwechslung zum alljährlichen Ritual wünschen. Und keiner traut sich bzw. kommt auf die Idee, dies zu äußern", so Nanoff-Schediwy.
Bedürfnisse wahrnehmen und berücksichtigen
Sollten Sie jedoch nach eingehender Selbstbefragung zu dem Ergebnis kommen, dass Ihre Bedürfnisse derzeit schwerer wiegen als jene der anderen, z.B. weil Sie Abstand brauchen, dann gelten, so die Konfliktberaterin, die Grundregeln für ein wertschätzendes Nein im Allgemeinen: Halten Sie die Verbindung zu Ihrem Gegenüber stets aufrecht, mimisch, körpersprachlich, auch verbal ("Schön, dass du anrufst ...") und würdigen Sie die guten Absichten des Gegenübers ("Total nett, dass du daran denkst, dass wir dabei sein sollen. Es war ja auch ein tolles Fest letztes Jahr ..."). Äußern Sie jedoch auch die eigenen Bedürfnisse - ohne die Gefühle des anderen zu verletzen -, etwa indem Sie zum Ausdruck bringen, dass Sie dieses Jahr etwas ganz Besonderes machen wollen oder eine Auszeit brauchen (auch Notlügen wären ausnahmsweise erlaubt).
Keine Lust auf eine gemeinsame Feier? Bieten Sie Alternativen an
Natürlich sollten Sie auch Ihr Bedauern kundtun, indem Sie sich für Ihr Ausbleiben entschuldigen. Sätze wie "Es tut mir so leid, wenn ich dich jetzt enttäusche" oder "Bitte nicht böse/traurig sein" bieten sich hier laut Nanoff-Schediwy an. Zuletzt sollten Sie Alternativen oder Wiedergutmachung anbieten: "Was hältst du davon, wenn wir morgen/im Mai/... zu deinem Geburtstag einen kleinen Ausflug gemeinsam machen/ich dich ins Theater einlade/wir gemeinsam nach ... fahren/...").
Hier hilft die im Vorfeld gemachte Analyse: Worum geht es der betreffenden Person oder den Personen tatsächlich? Dieses Bedürfnis kann unter Umständen auch abseits einer Familienfeier befriedigt werden. In Anbetracht des Wiederkehrens der Anlässe, wäre auch eine Absprache unter Geschwistern möglich, wer denn dieses Jahr den Besuch absolviert und wer nächstes Mal.
An den Feiertagen haben Konflikte in der Familie Hochkonjunktur
Obwohl es meist nur einige wenige oder einzelne Tage sind, die man mit Vater, Mutter, Geschwistern und Co. zu den Feiertagen verbringt - oft reichen wenige Stunden, bis erste Konflikte unter der scheinbar harmonischen Oberfläche schwelen. Sollten Sie sich dazu entscheiden, dem Familienfest beizuwohnen, mit der Entscheidung aber etwas ringen, verraten wir Ihnen Tipps, wie Sie dieses Jahr ein harmonisches Osterfest feiern:
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