ESV-Wels-Skandal

“Wie ein Krimi – nur noch ohne Leiche!”

Oberösterreich
30.03.2017 19:56

Ein am Sonntag nach Morddrohungen gegen ESV-Wels-Kicker abgesagtes Amateur-Spiel entpuppt sich als Skandal, in dem es um viel Geld, die Finanz und Politik geht.

Mittwoch, Linz, Daimlerstraße 37, Sitz des OÖFV. Um 18.17 Uhr tritt auf Krücken gestützt Walter Rinner und Besard Krasniqi vor den Strafausschuss. Was der stellvertretende Obmann und Nachwuchs-Chef des ESV Wels-Fußball aussagen, zeichnet ein Bild, das das am Sonntag nach Morddrohungen gegen ESV-Spieler abgesagte Spiel in Hohenzell und damit den Hauptgrund der Vorladung zur Nebensache macht. Es geht um viel Geld, Finanz, Korruption und Politik. "Es ist wie in einem Tatort-Krimi nur, dass es noch keine Leiche gibt", so Rinner. Die "Krone" betont, dass es sich dabei aber "nur" um dessen Aussagen beim OÖFV handelt für alle damit die Unschuldsvermutung gilt.

Vorwurf: Vorstand alt
Laut "Krone"-Infos hat der ESV Wels für den Fußball von November 2013 bis 2015 exakt 188.772,62 € an Förderungen erhalten. Dieses "massive Geldinteresse" (Rinner) soll ebenso mit den Drohungen von Personen des gleichnamigen Hauptvereins gegen den Fußballklub zu tun haben wie finanzielle Ungereimtheiten. Laut Rinner liegt von 2004 bis 2015 die Buchhaltung nur in Fragmenten vor. Was in die Zeit vor der am 19. Juni 2015 erfolgten Übernahme des Fußballklubs durch Rinner-Freund Jürgen Huber fällt. Nach der laut Rinner aufgeflogen sei, dass zuvor "1000 bis 5000 € periodisch ohne Beleg und Verwendungszweck aus der Kasse entnommen wurden" und "mit bis zur steuerfreien Obergrenze von 540 € angemeldete Spieler teils über 1000 kassierten." Rinner: "Deshalb erstatteten wir im Jänner 2016 Selbstanzeige (siehe Faksimile l.) beim Finanzamt Wels und der GKK!" Wo laut Rinner in jedem Fall ein sechsstelliger Betrag nachzuzahlen sei. Dieses Aufzeigen von Missständen soll nun ebenso ein Grund für die Drohungen sein. In dem Zusammenhang fallen oft die Namen von Hauptvereins-Obmann Heinrich Göttlinger und dessen Stellvertreter Helmut Hörmandinger. Gegen die ebenso Anzeigen laufen wie gegen Unbekannt.

Vorwurf: Finanz
Zudem liegt auch der Korruptions-Staatsanwaltschaft eine Anzeige vor. Weil es einem leitenden Beamten des Finanzamtes Wels, der ein Funktionär im Hauptverein ist, laut Rinner bis dato gelungen sei, die Selbstanzeige unter den Tisch zu kehren. Weswegen der Verein am 22. Februar 2017 die Finanzlandesdirektion (Faksimile r.) eingeschaltet hat.

Vorwurf: Politik
FP-Stadtchef Rabl betonte zuletzt, dem ESV wegen des internen Dauerstreits Subventionen gestrichen zu haben. Andererseits hat die Stadt laut Dokumenten dem ESV erst am 13. Februar mit der Energie AG und der Wr. Städtischen zwei Sponsoren in Höhe von insgesamt 10.000 € vermittelt.

Vorwurf: Gewalt
Die Drohungen, die zur Absage am Sonntag führten, waren laut Rinner so massiv, dass derzeit nur ein der "Krone" bekannter Spieler bereit ist, auszusagen. Rinner spricht sogar von einem "Zeugenschutzprogramm". Unfassbar auch: Dienstag wurde das U8-Training abgesagt! Aber nicht, weil der Trainer wie den Eltern zur Beruhigung per SMS mitgeteilt "beruflich verhindert" war. Sondern nach erneuten Drohungen aus purer Angst.

G. Leblhuber und S. Fröhlich/Kronen Zeitung

"Bin mir keiner Schuld bewusst"

Die Anschuldigungen des ESV-Fußball zielen vor allem gegen ESV-Obmann Heinrich Göttlinger ab. Die "Krone" hat ihn befragt.

Herr Göttlinger, gegen Sie und Ihren Verein werden schwerste Vorwürfe erhoben...
Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Huber hat von Anfang an im Sinn gehabt, uns zu ruinieren. Alle Anzeigen sind völlig unberechtigt.

An den ESV wurden binnen zwei Jahren mehr als 188.000 Euro Subventionen ausbezahlt. Das ist ungewöhnlich viel.
Den genauen Betrag hab’ ich nicht im Kopf. Aber das war eine einmalige Geschichte, die gerechtfertigt war. Zuvor haben wir eh fast nie etwas bekommen.

Es soll massive Drohungen gegen Huber und die Fußballer geben.
Von jenen, die ich kenne, kann ich mir das nicht vorstellen.

Das heißt, Sie haben mit dem Ganzen nichts zu tun?
Nein. Wir haben keinem je was getan. Wir wollen nur unseren Frieden haben. Wenn Huber weg ist, herrscht dieser Friede wieder.

Interview: Stefan Fröhlich, Kronen Zeitung

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