In ihrem vertraulichen Revisionsbericht kritisieren Prüfer der staatlichen Förderbank aws (Austria Wirtschaftsservice) deutlich die damalige aws-Abteilungsleiterin und jetzige Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ): Millionendarlehen seien unsauber an konkursreife Firmen vergeben worden, der Verdacht des Nepotismus wird formuliert. Im Gespräch mit der "Krone" kontert Hammerschmid auf die Vorwürfe. Die bisher vertraulichen Unterlagen stammen erneut von der Investigativ-Plattform "Fass ohne Boden".
"Steuermillionen kassiert - und ab in den Konkurs", titelte die "Krone" vor 14 Tagen den Bericht über die Vergabe von hohen Darlehenssummen aus der Förderbank aws an Start-up-Firmen. Ein interne Prüfung hatte aufgedeckt, dass besonders häufig neu gegründete Pharmaunternehmen nur wenige Wochen nach Erhalt hoher Darlehenssummen schon wieder pleite waren. Und: Sonja Hammerschmid, die damalige Prokuristin und Abteilungsleiterin der aws, hatte dem Prüfer die Herausgabe von sechs Firmenakten verweigert.
So zeichnete Hammerschmid der "Krone" die kritisierte Firmenkonstruktion auf:
Revision kritisiert Bildungsministerin hart
Die jetzige Bildungsministerin ließ dazu feststellen, dass dieser Prüfbericht "nur von einem Trainee" verfasst worden und auch "keine wissenschaftliche Arbeit" gewesen sei. Ein Sprecher der aws sagte dazu: "Die interne Revision ist eingeschaltet worden und hat nichts gefunden, was nicht den Richtlinien entsprach." Dieser Revisionsbericht sei aber "leider nicht einsehbar".
Genau dieser Prüfbericht landete nun aber ebenfalls bei der "Krone" - und darin findet sich sehr wohl einiges, was die Ministerin belastet:
150.000 Euro hätten nicht ausbezahlt werden dürfen
10,5 Millionen Euro und eine Frage zur Unvereinbarkeit
"Bei diesem Bericht der Revision fehlt meine Stellungnahme", kontert die Bildungsministerin. Zu ihrer Zeit als Abteilungsleiterin der aws sei alles korrekt abgelaufen: "Da gab's auch kein Naheverhältnis meiner Mitarbeiterin bei der Darlehensvergabe. Das ist absolut falsch." Und Hammerschmid betont: "Natürlich ist dieser Bericht nicht schön. Aber man muss alles im Kontext sehen: Nur 24 Prozent der geförderten Firmen mussten Konkurs anmelden. Das war eine gute Quote, der volkswirtschaftliche Nutzen war groß."
Sachverhalt geht an Korruptionsstaatsanwalt
Die interne Revision der Förderbank wird nach den Recherchen der Investigativjournalisten von "Fass ohne Boden" und der "Krone" nun nochmals ihren eigenen Bericht prüfen, was etwas seltsam erscheint. Auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat alle Unterlagen erhalten.
PS: Der interne Tätigkeitbericht aus der aws wurde den Investigativjournalisten der Digital-Zeitung "Fass ohne Boden" zugespielt. krone.at wird in Zukunft noch öfter sehr gerne mit diesen Kollegen bei der Recherche zusammenarbeiten.
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