123 Tage nach der Beschlussfassung im Sicherheitsbeirat der Linz Linien sind seit gestern, Montag, in 29 Straßenbahngarnituren die Videokameras aktiviert. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Fuhrparks "Big Brother" hat und die Geräte noch nachgerüstet werden müssen, sind die Erwartungen der Fahrgäste extrem hoch.
Ein junges Mädchen starrt in sein Smartphone, eine Mutter beschäftigt sich mit ihrem Kinderwagen, und ein älterer Herr ist in seine Zeitung vertieft. Die kugelförmigen Kameras an der Decke der Straßenbahn-Linie 4 scheinen an Tag 1 der Videoüberwachung die Fahrgäste herzlich wenig zu interessieren. Der Eindruck täuscht! Die meisten der Tram-Fahrer sind - darauf angesprochen - aber erleichtert, dass "Big Brother" endlich aktiviert worden ist. 123 Tage nachdem der Sicherheitsbeirat der Linz Linien diese Maßnahme beschlossen hat und bei der Datenschutzbehörde um das Okay angesucht hat. "Die Kameras sind eine gute Sache. Vielleicht überlegen es sich manche, ob sie Blödsinn machen", meint Lisa Bischof aus Linz. Sie wurde vor einigen Jahren in der Tram von zwei Burschen angepöbelt. Deshalb hat die 18-Jährige hohe Erwartungen in die Kameras.
Alte Fahrzeuge nicht nachgerüstet
Beispiele aus anderen Städten - wie etwa aus Wels (siehe Interview) - zeigen, dass die Aufzeichnungen die Aufklärungsarbeit erleichtern sowie einen Rückgang an Straftaten bewirken. In Linz können nicht alle Delikte aufgezeichnet werden. Wie berichtet, werden die alten Fahrzeuge nicht nachgerüstet - auch zum Ärger von VP-Klubchef Martin Hajart. Bis zur Vollausstattung wird es Jahre dauern. Derzeit sind nur die 29 neuen Straßenbahnen mit Kameras ausgerüstet. Und diese sind nicht bei hundert Prozent Leistung. Sie können Bilder maximal 40 Stunden speichern. Erlaubt sind 120. In den nächsten Wochen soll laut den Linz Linien die Nachrüstung der Speichereinheiten aber erledigt sein.
"Kameras haben auf Aggressivität Einfluss"
Schon seit Jahren macht die Linie Wels gute Erfahrungen mit der Videoüberwachung in Bussen, weiß Chef Wolfgang Stöttinger.
In Linz gab’s um die Videoüberwachung einen großen Wirbel. In Welser Bussen gibt es sie seit rund zehn Jahren. Warum?
Wir hatten immer wieder Probleme, speziell in längeren Fahrzeugen mit Gelenken. Es kam zu Übergriffen auf Fahrer, Kontrolleure oder auch zu Beschädigungen. Die Überwachung wurde aber bei uns ohne Aufregung eingeführt, weil es damals in Wels kein Politikum wie jetzt in Linz war.
Wie viele Busse werden denn nun überwacht?
Rund ein Drittel unserer 33 Fahrzeuge. Bei dieser Anzahl bleibt es auch. Wir haben zwischen 70.000 und 80.000 € in den nachträglichen Einbau der Geräte investiert.
Wie sind denn die Erfahrungen damit?
Gut. Die Fahrer sagen, dass die Kameras auf die Aggressivität der Fahrgäste Einfluss haben. Schließlich muss die Überwachung auf jedem Bus durch Pickerln angekündigt werden. Durch die Aufzeichnungen konnten wir öfter schon Fahrgäste von der Beförderung ausschließen.
Und die Polizei?
Die ist froh, wenn sie bei uns nachfragen kann, wenn etwas vorgefallen ist.
Sie verstehen also die Linzer, dass sie nun auch auf schärfere Maßnahmen setzen.
Ja, bei uns waren sie auch hilfreich.
Mario Zeko und Simone Waldl, Kronen Zeitung
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