Virtuelle Realitäten könnten schon bald Medienwirklichkeit sein. Für Journalisten heißt der Hype um Virtual Reality, kurz VR, dass sie neue Wege finden können - oder müssen -, um Geschichten zu erzählen. Mögliche Strategien wurden am Montag beim "Media Innovation Day" in Wien erörtert. Allerdings: Zumindest in Österreich ist die Skepsis der User, was VR-Nachrichten betrifft, noch recht groß.
Zum Auftakt der vom Forum Journalismus und Medien (fjum) veranstalteten Tagung servierte der US-amerikanische Forscher und Journalist Robert Hernandez erst einmal eine gehörige Portion Euphorie. Stichwörter wie "Virtual Reality", "360°-Video" oder "Augmented Reality" seien gekommen, um zu bleiben, versprach er. Ungeahnte journalistische Möglichkeiten würden sich eröffnen - das Zauberwort heißt "immersive Storytelling", also die Möglichkeit für den User, in die Geschichte förmlich einzutauchen.
Experte rät zum Experimentieren
Ein Grund für Hernandez' Optimismus: Nicht ein einzelner Großkonzern forciere die neue Technik. Viele Hersteller, ob Start-ups oder Giganten wie Samsung, entwickeln derzeit Kameras, Software und die entsprechenden Abspielgeräte. Dass es sich bei letzteren derzeit noch um recht klobige und wenig kleidsame Brillen handelt, ficht Hernandez nicht an. Snapchat habe mit seiner jüngst präsentierten Videobrille gezeigt, dass die "Devices" consumertauglicher werden.
Aber was ist die schönste Technik ohne Inhalte? Nichts, versicherte der Professor an der University of South California. "Content is king", diese Devise aus den frühen 2000er-Jahren gilt seiner Ansicht nach weiterhin. Ebenso wie die Grundregel des Journalismus: "Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte." Als Paradebeispiele für gelungenen "VR-Journalismus" firmiert etwa der britische "Guardian" mit einem "Bericht" über eine Einzelhaft-Zelle. Oder auch die "Wiener Zeitung", für die Thomas Seifert in ein libanesisches Flüchtlingslager "eintauchte". Die Medien sollten so viel und schnell wie möglich "experimentieren", rät Hernandez.
Österreicher sind (noch) nicht VR-begeistert
Es fragt sich allerdings, wie experimentierfreudig die österreichischen Medienkonsumenten sind. Andrea Fronaschütz von Gallup Österreich hatte diesbezüglich eher Ernüchterndes zu berichten. Ein Drittel der Befragten (Webumfrage: 600, Face to Face: rund 1.000) lehnt den Einsatz von VR für Nachrichten dezidiert ab. Warum? Sie haben Bedenken, dass sie in zu unangenehme Situationen hineingezogen werden könnten.
Gerade der "immersive" Charakter des VR-Journalismus also schreckt ab. Außerdem wird virtuellen Realitäten die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Junge Menschen bzw. Webaffine sind - wenig überraschend - aufgeschlossener. "Man muss aufpassen, mit welchen Inhalten man an das Publikum herangeht", empfiehlt Fronaschütz. Die User seien noch "sehr überzeugungsbedürftig". Das Fazit der Meinungsforscherin: "Virtual Reality ist keine g'mahde Wies'n."
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